"Wenn wir zu unserer Hauptaufgabe zurückkehren, so werden wir sehen, dass noch nichts gewonnen ist":* Das hören wir immer wiedermal in seinem Vortrag. Es bedeutet nur, dass das Entwerfen des Gesamtmodells des vernünftigen Bewusstseins nicht Stück für Stück, durch schrittweises Aufhäufen positiv bestimmter Bausteine geschieht, sondern dass spe-kulativ die Bedingungen aufgesucht werden, unter denen ein Gesamtmodell möglich wür-de; und eine jede gilt nicht für sich, sondern nur unter der Prämisse, dass das Gesamtmo-dell wirklich zustande kommt; also hypothetisch, bedingt, "problematisch".
Sollte am Ende das Gesamtmodell doch nicht gelingen, war alles vergeblich und entfällt. Das heißt: Gültig wird es erst zum Schluss, aber dann 'ganz und auf einmal'. Nicht die Ein-zelnen begründen das Ganze, sondern das Ganze rechtfertigt die Einzelnen; damit sie es begründen können. [Es geht hier, wie Sie wissen, nicht um Sachen, sondern um Vorstellungen.]
Ob etwas aber ein Ganzes ist (d. h. sein soll) oder nur ein Teil, ist Sache der Reflexion - nämlich ihrer ersten und einfachsten Form, der Anschauung.**
*) Fichte, WL nova methodo, S. 161
21. 7. 17
**) Was Fichte Anschauung nennt, ist dasselbe, was bei Kant als transzendentale Syn-thesis vorkommt.
JE, 3. 4. 21
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