Von Salomon Maimon heißt es - ich selbst kann es nicht beurteilen -, er habe die Kant'-sche Kritik als einen radikalen Skeptizismus aufgefasst - und beanstandet. Das kann aber nicht richtig gewesen sein, weil Skeptizismus schlechterdings nicht radikal ist.
Wenn
alles fraglich ist, dann ist es zu allererst die Befugnis des
Fragenden. Der darf nicht ungeschoren bleiben. Doch dann ist keine
sinnnvolle Aussage möglich. Ist Sinn möglich oder nicht möglich? Wenn er
nicht möglich wäre, wäre das Fragen nach ihm sinnlos, und die Katze
bisse sich in den Schwanz: Er müsste möglich sein; doch da man es nicht posi-tiv wüsste, sondern nur ex negativo, hätte man keinen Anhaltspunkt, um ihn zu bestim-men.
Logik muss sich damit bescheiden. Aber leben bedeutet nicht Begriffe verknüpfen. Das Leben muss geführt werden, und das heißt: von einer Entscheidung zur andern. Das ist eine Gegebenheit, das kann ich mir nicht aussuchen. Und wer Entscheidungen fällt, muss nach Gründen suchen.
Man kann leben, ohne zu philosophieren, und sogar ganz anständig, sagt Fichte; doch philosophieren könne man nicht, ohne zu leben.
Ich kann auch leben - wenn auch nicht anständig -, indem ich jeder Entscheidung aus dem Weg gehe. Nur wollen kann ich das nicht: Aufs Wollen habe ich dann verzichtet. Philoso-phieren kann ich dann auch nicht, denn da muss ich Entscheidungen treffen. Wer indes nach Gründen sucht, hat einen Sinn bereits vorausgesetzt. Er kann nur noch, und muss eigentlich, ihn bestimmen wollen, durch Auffinden von Gründen; durch das Setzen von Zweckbegriffen, sagt Fichte.
Sich dessen bewusst machen heißt philosphieren. Man tut es aber sowieso, ob man sich seiner bewusst wird oder nicht. Daran kann Philosophie eigentlich nichts verbessern. Ver-bessern kann sie allerdings die reellen Wissenschaften, indem sie sie vor ihren Dünkeln bewahrt; aber auch nur, wenn sie sich davor bewahren lassen wollen.
Nota bene: Logik hat mit Sinn nichts zu tun, sondern nur mit Folgerichtigkeit. Das sind zwei paar Schuhe.
20. 8. 20
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