Wir haben nichts weiter
zu tun, als die angezeigte Handlung zu analysieren; zu sehen, was denn
eigentlich geschieht, indem sie geschieht.
I. Das
Subjekt schreibt diese Sphäre sich zu; bestimmt durch dieselbe sich. Es
setzt sie so-nach sich entgegen. (Es selbst ist logisches Subjekt in dem
möglichen Satze, den man sich denken kann; die genannte Sphäre aber das
Prädikat; Subjekt aber und Prädikat sind im-mer entgegengesetzt.)
Welches ist nun hier zuvörderst das Subjekt?
Offenbar das lediglich
in sich selbst und auf sich selbst Tätige, das sich selbst Bestim-mende
zum Denken eines Objektes oder zum Wollen eines Zweckes, das Geistige,
die bloße Ich-heit. Diesem nun wir entgegengesetzt eine
begrenzte, aber ihm ausschließend angehörige Sphäre einer möglichen
freien Handlung. (Indem es diese sich zuschreibt, be-grenzt es sich, und
wird aus dem absolut formalen ein bestimmtes materiales Ich oder eine
Person. Man wolle doch diese zwei sehr verschiedenen Begriffe, die
hier abstechend genug neben einan-der gestellt werden, nicht weiter
verwechseln.)
Sie wird ihm
entgegengesetzt heißt: Sie wird von demselben ausgeschlossen, außer ihm
gesetzt, abgetrennt von ihm und gänzlich geschieden. Wird dies
bestimmter gedacht, so heißt es zuvörderst: Die Sphäre wird gesetzt als nicht vorhanden durch die in sich zurück-gehende Tätigkeit, und diese als nicht vorhanden durch sie; beide sind gegenseitig unab-hängig und zufällig für einander. Aber was zum Ich sich so verhält, gehört, nach dem Obi-gen, zur Welt. Die genannte Sphäre wird sonach zuvörderst gesetzt als ein Teil der Welt.
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J. G. Fichte, Grundlage des Naturrechts nach Prinzipien der Wissenschaftslehre, SW Bd. III, S. 57
Nota. - Die Sphäre seiner Freiheit ist die Sphäre seiner Wirksamkeit. Sie liegt in der Welt; nämlich der realen Welt der Nichtiche. Sie ist das, was ich in anthropologischer Hinsicht mit unserer Welt bezeichne. Was ich dagegen meine Welt genannt habe, hat in der Trans-zendentalphilosophie gar keinen Platz. Sie ist eine 'Sphäre', in der das pp. Ich sich nicht als Objekt gegenübersteht, nicht für sich ist, und die nicht wirklich für es
ist. Das Subjekt steht in ihr und sieht aus ihr heraus, aber nicht in
sie hinein. Sie ist das Gebiet der Psy-chologen und Dichter.
Oder genauer: Dass es sie gibt, mag in die Transzendentalphilosophie gehören; aber sie selber nicht.
*
Und zum Abschluss noch dies: Der Brennpunkt meines Teils von unserer Welt ist seine Grenze: nämlich
immer da, wo meine Freiheit auf die Freiheit des Andern stößt. Diese
Grenze wird ewig ajustiert und neu bestimmt werden müssen; mal im Kampf,
mal im Vertrag. An ihr findet nämlich mein gesellschaftlicher Verkehr statt.
JE, 15. 12. 18
Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE
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