Nicht die Philosophie, sondern die Aufgabe, die Tendenz zur Philosophie geht aus von dem Facto, dass
wir Bewusstsein haben. Unter den Bestimmungen und Zuständen unse-res
Bewusstseins, die wir Vorstellungen nennen, sind einige begleitet von
dem Gefühle der Notwendigkeit, andre hingegen hängen bloß von unserer
Willkür ab.
1. An diesem Factum zweifelt niemand; es kann keine Frage darüber entstehen, und wer da nach einem Beweise fragt, der weiß nicht, was er will. ...
2. Bemerke man wohl, wie diese
Tatsache gestellt ist; es ist behauptet worden, es gibt Vor-stellungen mit
dem Gefühle der Notwendigkeit begleitet, dass ihnen Dinge entsprechen;
nicht, daß Dinge sind.
3. An dies unbezweifelt gewisse Factum wird
etwas angeknüpft, nämlich die Idee eines Grundes. Nämlich der Philosoph
fragt: Welches ist der Grund der in mir mit dem Gefühl der
Notwendigkeit vorkommenden Vorstellungen? Dass es einen Grund gebe, wird
als ausgemacht angenommen, die Frage lautet nur: Welches ist dieser
Grund?
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 12
Nota. - Tatsächlich
ist es freilich so: Dass Vorstellungen von der Notwendigkeit begleitet
werden, dass ihnen Dinge entsprächen, verstehen wir durchaus so, dass
diese Dinge sind; nur weil
bzw. erst wenn uns auffällt, dass wir uns Dinge vorstellen können, die
von einem solchen Gefühl nicht begleitet sind, bemerken wir einen
Unterschied. Nach der Herkunft dieses Unterschieds fragen heißt, nach seinem Grund fragen: Nur in der Vorstellung sind Ursache und Grund nämlich dasselbe. Und nur darum kann dieser Grund in der Herkunft des Vorgestellten vermutet werden und nicht im Akt des Vorstellens selbst.
JE, 2. 4. 21
Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE
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