...nämlich bei aller Bemühung
können wir die Untersuchung über die Hauptsynthesis nie-mals erschöpfen;
wir können sonach nimmermehr das Bestimmte und Bestimmende als eins
anschauen, weil beides in der Synthesis auseinander liegt. Beides als
eins zu denken ist bloße Aufgabe. Dieses Bestimmen und Bestimmtsein ist
in der Hauptsynthesis eins, diese aber können wir nicht fassen.*
Die Philosophie hebt notwendig an mit einem Unbegreiflichen,
mit der ursprünglichen Synthesis der Einbildungskraft, ebenso mit
einem Unanschaubaren, mit der ursprüngli-chen Synthesis des Denkens,
dieser Akt ist nicht zu denken noch anzuschauen. Es lässt sich auch also
noch bloß als Aufgabe aufstellen, alles Übrige ist erreichbar, da es in
der Erfahrung vollzogen wird.
*) [nicht fassen = nicht als Begriff aufstellen, JE]
_________________________________________________________
J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 217
Nota I. - Mit andern Worten, die ganze Wissenschaftslehre ist gar keine Lösung, sondern ein Problem.
14. 3. 15
Nota II. - Problem heißt Aufgabe. Das bedeutet nicht mehr und nichts anderes, als dass die Arbeit der Vernunft, als dass das Bestimmen
nie zu einem Abschluss kommt. Die An-nahme eines vernünftigen
Endzustands ist schon als Vorstellung eine Absurdität. Die
Wissenschaftslehre hat vor sich, was sie in ihrem Rücken hat: ein
unendlich Unbestimm-tes, das es unendlich zu bestimmen gilt. Es ist, als finge man wie Sisyphus immer ganz von vorne an: Ein ewic gegenwärtic nûn, heißt es bei Meister Eckhart.
Das wiederum heißt nicht mehr - aber das ist eine Menge -, als dass die Arbeit der Kritik niemals erledigt ist.
JE, 25. 3. 21
Donnerstag, 4. Januar 2024
Unendlich scheitern und streben.
oresundbron zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik
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