Donnerstag, 4. Januar 2024

Unendlich scheitern und streben.

oresundbron                zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik  

...nämlich bei aller Bemühung können wir die Untersuchung über die Hauptsynthesis nie-mals erschöpfen; wir können sonach nimmermehr das Bestimmte und Bestimmende als eins anschauen, weil beides in der Synthesis auseinander liegt. Beides als eins zu denken ist bloße Aufgabe. Dieses Bestimmen und Bestimmtsein ist in der Hauptsynthesis eins, diese aber können wir nicht fassen.*

Die Philosophie hebt notwendig an mit einem Unbegreiflichen, mit der ursprünglichen Synthesis der Einbildungskraft, ebenso mit einem Unanschaubaren, mit der ursprüngli-chen Synthesis des Denkens, dieser Akt ist nicht zu denken noch anzuschauen. Es lässt sich auch also noch bloß als Aufgabe aufstellen, alles Übrige ist erreichbar, da es in der Erfahrung vollzogen wird.

*) [nicht fassen = nicht als Begriff aufstellen, JE]
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 217


Nota I. - Mit andern Worten, die ganze Wissenschaftslehre ist gar keine Lösung, sondern ein Problem.

14. 3. 15 

Nota II. - Problem heißt Aufgabe. Das bedeutet nicht mehr und nichts anderes, als dass die Arbeit der Vernunft, als dass das Bestimmen nie zu einem Abschluss kommt. Die An-nahme eines vernünftigen Endzustands ist schon als Vorstellung eine Absurdität. Die Wissenschaftslehre hat vor sich, was sie in ihrem Rücken hat: ein unendlich Unbestimm-tes, das es unendlich zu bestimmen gilt. Es ist, als finge man wie Sisyphus immer ganz von vorne an: Ein ewic gegenwärtic nûn, heißt es bei Meister Eckhart.

Das wiederum heißt nicht mehr - aber das ist eine Menge -, als dass die Arbeit der Kritik niemals erledigt ist.  
JE
, 25. 3. 21

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Noumena.*

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