Montag, 29. Januar 2024

Das wirkliche Denken ist intuitiv; das diskursive Denken ist sekundär.

                                                                   aus Rohentwurf
                                      
29. Die „Aktualität ästhetischen Denkens“ (verböser Hohlkopf Wolfgang Welsch dixit [Reclam]) ‚beruht darauf’, daß am Ende der industriellen Zivilisation - als der Vollendung der Arbeitsgesellschaft - wieder „ins Auge springt“, daß das wirkliche Denken (das ‚pro-duktive’, nach Max Wertheimer, auch nach Max Adler) nicht in Begriffen, sondern in Bil-dern, intuitiv ‚geschieht’ (durch „Eingebung“, nach Max Weber); das diskursive Denken kommt nur hinterher, als ein Verfahren der Prüfung der Ergebnisse des intuitiven Den-kens. Da jene aber notwendig in Hinblick nicht auf die Wahrheit, sondern auf die Taug-lichkeit der Denkprodukte ist, muß sie in der Arbeitgesellschaft als das eigentliche Denken erscheinen. „Messen, zählen, wägen“ - schon Plato in Politeia, 602d (hier direkt gegen Dichter und Maler); ebd. 525ff; „Meßkunst und Rechenkunst“: Protagoras, 356e/357a. Über das Verhältnis vom Was des Wissens zu seiner Modalität im Medium: Michael Gie-secke, Der Buchdruck in der frühen Neuzeit, [Suhrkamp 1991]. Wissen, das dazu da ist, ausgetauscht („kommuniziert“) zu werden, muß analytisch, digital und diskursiv sein. 
 
Adorno: „Kommunikation ist die Anpassung des Geistes an die Nützlichkeit.“ Ästh. Th., S.115. Logik, Diskursivität sind nicht die Verfahren des Denkens, sondern die Verfahren seiner Prüfung; zunächst in Hinblick auf seine Nützlichkeit, indeed. Aber da sie historisch nun einmal entwickelt wurden, mußten sie prinzipiell auch in den Dienst anderer  Hin- und Absichten zu stellen sein; in den Dienst „des Ästhetischen“ etwa?...

- Steht aber das Wissen nunmehr „immer weniger“ unterm apriorischen Diktat der Zweck-Mäßigkeit (weil die Zwecke nicht mehr vorausgesetzt sind), dann... steht es auch nicht länger im Dienst der Arbeit. Das selbst-prüfende, kritische, reflektierende Denken erscheint réduit à proportion congrue; nicht „überflüssig“ geworden, aber dorthin gestellt, wohin es gehört: hinter das produktive Denken. 

irgendwann um 2000




Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Noumena.*

                                        zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik    Ein Begriff, der uns in die intelli...