aus Rohentwurf
29. Die „Aktualität ästhetischen Denkens“ (verböser
Hohlkopf Wolfgang Welsch dixit [Reclam]) ‚beruht darauf’, daß am Ende der
industriellen Zivilisation - als der Vollendung der Arbeitsgesellschaft -
wieder „ins Auge springt“, daß das wirkliche Denken (das ‚pro-duktive’, nach Max
Wertheimer, auch nach Max Adler) nicht in Begriffen, sondern in Bil-dern, intuitiv ‚geschieht’ (durch „Eingebung“,
nach Max Weber); das diskursive Denken kommt nur hinterher, als ein Verfahren
der Prüfung der Ergebnisse des intuitiven Den-kens. Da jene aber notwendig in
Hinblick nicht auf die Wahrheit,
sondern auf die Taug-lichkeit der Denkprodukte ist, muß sie in der
Arbeitgesellschaft als das eigentliche Denken erscheinen. „Messen, zählen, wägen“
- schon Plato in Politeia, 602d (hier
direkt gegen Dichter und Maler); ebd. 525ff; „Meßkunst und Rechenkunst“: Protagoras, 356e/357a. Über das Verhältnis
vom Was des Wissens zu seiner Modalität im Medium: Michael Gie-secke, Der Buchdruck in der frühen Neuzeit,
[Suhrkamp 1991]. Wissen, das dazu da ist, ausgetauscht („kommuniziert“) zu
werden, muß analytisch, digital und diskursiv sein.
Adorno: „Kommunikation ist die Anpassung
des Geistes an die Nützlichkeit.“ Ästh.
Th., S.115. Logik, Diskursivität sind nicht die Verfahren des Denkens,
sondern die Verfahren seiner Prüfung; zunächst in Hinblick auf seine Nützlichkeit,
indeed. Aber da sie historisch nun einmal entwickelt wurden, mußten sie
prinzipiell auch in den Dienst anderer
Hin- und Absichten zu stellen sein; in den Dienst „des Ästhetischen“
etwa?...
- Steht aber das Wissen nunmehr „immer
weniger“ unterm apriorischen Diktat der Zweck-Mäßigkeit (weil die Zwecke nicht
mehr vorausgesetzt sind), dann... steht es auch nicht länger im Dienst der
Arbeit. Das selbst-prüfende, kritische, reflektierende Denken erscheint réduit à proportion congrue; nicht „überflüssig“
geworden, aber dorthin gestellt, wohin es gehört: hinter das produktive Denken.
irgendwann um 2000
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