Montag, 31. Oktober 2022

Zum reinen Wollen gehört ein reiner Zweck.

 Augsburger Allgemeine      aus Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik 

Der letzte Grund, auf den die Wissenschaftslehre in ihrem ersten, analytischen Teil stößt, ist das Noumenon des Wollens-überhaupt. Aus dieser Triebkraft allein ist der wirkliche Gang der Intelligenz zu erklären (=der zweite, synthetische Gang der Wissenschaftsleh-re)

Wollen ist aber stets Wollen von Etwas, wollen setzt einen Zweck, an dem es sich bestim-men kann. Dem Noumenon des Wollens-überhaupt steht daher das Noumenon eines Zwecks-überhaupt gegenüber. Sowenig wie jenes ist er aber bestimmt; er ist bestimm-bar, und dieses unendlich. Zweck-überhaupt ist die nicht erschöpfbare Idee des Absolu-ten, und der Gang der Intelligenz wäre ohne sie ohne Richtung und könnte Vernunft nie ergeben.
aus Meine Emendation der Wissenschaftslehre.
 

Das ist kein rein-logischer Gewaltakt; nicht weil es den Begriff  Wollen-schlechthin geben kann, 'muss' es logischerweise den Begriff des Zwecks-schlechthin geben; und 'daher' müsse die Sache 'das Absolute' in den Vorstellungen wirklich vorkommen.

Sondern im zweitenrekonstruierenden Gang der Wissenschaftslehre ist das Wollen-schlechthin sachliche Bedingung des Vorstellens. Das Was des Wollens ist das schlechthin Bestimm-bare, das Zubestimmende. Das wirkliche Vorstellen ist immer nichts anderes als ein Fort-schreiten in der Bestimmung - des Zwecks. Dieser Fortschritt geht ins Unend-liche und der Zweck-schlechthin bleibt auf ewig unbestimmt, weil bestimmbar. Ob er als solcher im Bewusstsein tatsächlich vorkommt, ist unerheblich: Er kann vorkommen, wenn man will; darauf kommt es an.
14. Juni 2016

'Reines' Wollen ist Wollen-überhaupt, nämlich das Wollen eines 'reinen' Zwecks: eines Zwecks-überhaupt, nämlich eines unbestimmten Zwecks; also ein unbestimmtes Wollen. Ein historisch-reales Wollen hat stets diesen oder jenen Zweck, es ist immer bestimmt und nie 'überhaupt'. Hier aber wird nicht Geschichte erzählt, sondern ein Modell entwor-fen. Nicht von reeller Verursachung ist die Rede, sondern von genetischer Dependenz.
4. 10. 20

Sonntag, 30. Oktober 2022

Kausalität der Natur und Kausalität durch Freiheit.

                                                                         zu Philosophierungen

Man kann sich nur zweierlei Kausalität in Ansehung dessen, was geschieht, denken, ent-weder nach der Natur, oder aus FreiheitDie erste ist die Verknüpfung eines Zustandes mit einem vorigen in der Sinnenwelt, worauf jener nach einer Regel folgt.


Da nun die Kausalität der Erscheinungen auf Zeitbedingungen beruht, und der vorige Zustand, wenn er jederzeit gewesen wäre, auch keine Wirkung, die allererst in der Zeit entspringt, hervorgebracht hätte: so ist die Kausalität der Ursache dessen, was geschieht, oder entsteht, auch entstanden, und bedarf nach dem Verstandesgrundsatze selbst wie-derum eine Ursache.

Dagegen verstehe ich unter Freiheit, im kosmologischen Verstande, das Vermögen, einen Zustand von selbst anzufangen, deren Kausalität also nicht nach dem Naturgesetze wie-derum unter einer anderen Ursache steht, welche sie der Zeit nach bestimmte.

Die Freiheit ist in dieser Bedeutung eine reine transzendentale Idee, die ersichtlich nichts von der Erfahrung Entlehntes enthält, zweitens deren Gegenstand auch in keiner Erfah-rung bestimmt gegeben werden kann, weil es ein allgemeines Gesetz, selbst der Möglich-keit aller Erfahrung, ist, daß alles, was geschieht, eine Ursache, mithin auch die Kausalität der Ursache, die selbst geschehen oder entstanden, wiederum eine Ursache haben müsse; wodurch denn das ganze Feld der Erfahrung, so weit es sich erstrecken mag, in einen In-begriff bloßer Natur verwandelt wird. Da aber auf solche Weise keine absolute Totalität der Bedingungen im Kausalverhältnisse heraus zu bekommen ist, so schafft sich die Ver-nunft die Idee von einer Spontaneität , die von selbst anheben könne zu handeln, ohne daß eine andere Ursache vorangeschickt werden dürfe, sie wiederum nach dem Gesetze der Kausalverknüpfung zur Handlung zu bestimmen.

Es ist überaus merkwürdig, daß auf diese transzendentale Idee der Freiheit sich der praktische Begriff derselben gründe, und jene in dieser das eigentliche Moment der Schwierigkeiten ausmache, welche ihre Frage über ihre Möglichkeit von jeher umgeben haben.

Die Freiheit im praktischen Verstande ist die Unabhängigkeit der Willkür von der Nöti-gung durch Antriebe der Sinnlichkeit. Denn eine Willkür ist sinnlich, so fern sie patholo-gisch (durch Bewegursachen der Sinnlichkeit) affiziert ist; sie heißt tierisch (arbitrium brutum), wenn sie pathologisch nezessitiert werden kann. Die menschliche Willkür ist zwar ein arbitrium sensitivum, aber nicht brutum, sondern liberum, weil Sinnlichkeit ihre Handlung nicht notwendig macht, sondern dem Menschen ein Vermögen beiwohnt, sich, unabhängig von der Nötigung durch sinnliche Antriebe, von selbst zu bestimmen.

Immanuel Kant Kritik der reinen Vernunft, B-Ausgabe (Transzendentale Dialektik, III. Auflösung der Kosmologischen Ideen von der Totalität der Ableitung der Weltbegebenheiten aus ihren Ursachen),  Band IV, Gesammelte Werke, Seite 488-489, suhrkamp Taschenbuchausgabe, herausgegeben von Wilhelm Weischedel, 1. Auflage 1974, ISBN  3-538-27653-7

Nota. - Die Rede ist zwar von Zuständen. Gemeint ist aber deren Wechsel.
JE


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Samstag, 29. Oktober 2022

Das Mysterium des Anfangs.

 99u.                                                   zu Philosophierungen

Es ist das Mysterium des AnfangsDer Anfang lässt sich nicht diskursiv denken, nicht begreifen, nämlich nicht auf seine Bedingungen zurückführen, denn die wären 'vor' dem Anfang, was widersinnig ist. Der Anfang lässt sich nur anschauen, nämlich actu: indem ich ihn mache.
 

Vom Urknall und dem Anfang von Raum und Zeit ist ja hier nicht die Rede. Es geht um den Anfang des Vorstellens, aus dem Vorstellen tritt die Wissenschaftslehre an keiner Stelle hinaus; sie darf gar nicht anders als immanent argumentieren.
29. 7. 17 


Das Mysterium des Anfangs ist das Mysterium der Freiheit. Freiheit sei das Vermögen, absolut anzufangen, sagt Kant. Freiheit und Anfangen sind Wechselbegriffe, wer die eine leugnet, leugnet das andere.

Im sinnlichen Bereich lässt sich der Anfang umstandslos leugnen - ganz einfach, weil er nichts erklärt, doch um Erklärungen geht es beim positiven Wissen: Die sinnliche Welt ist das Reich der Kausalität und eo ipso der Determination. 

Der Urknall als Gegenstand der Naturlehre ist allerdings ein Paradox. Doch aufzulösen ist es nicht durch spekulative Philosophie, sondern durch die Naturlehre selbst. Ihr Zweck sind diskursive Sätze, ihre Mittel sind Begriffe. Sie wird ihre Begriffe hinreichend sophistizieren müssen. Vorstellen kann man sich ihre Sätze schon lange nicht mehr.

Eine übersinnliche Welt lässt sich dagegen ohne Anfang gar nicht erst denken. Übersinnlich sind im Unterschied zu den Dingen deren BestimmungenWären sie nicht irgendwann unvermittelt - 'von außen' - zu den Dingen hinzu gekommen, wären sie deren Bestandteil und ließen sich nicht von ihnen unterscheiden.

Schlaumeier mögen sagen: Sie waren schon immer in oder an den Dingen - es hat sie nur niemand erkannt. Ja, dann muss wohl einmal einer mit dem Erkennen angefangen haben. Wie das? Indem er mit den Dingen etwas anfangen wollte... Die Bestimmung, die er an dem Ding vorgefunden hat, ist Etwas: im Positiven oder Negativen die Absicht, in der er anfangen wollte. Er hat sie also nicht am Ding vor-, sondern in das Ding hinein gefunden. Was in ihm 'an sich' war, mag es in Ewigkeit bleiben und wird es nie zu Etwas bringen
.
22. 4. 19


Freitag, 28. Oktober 2022

Das Wirkliche schwebt zwischen zwei Unendlichkeiten.

                                     zu Philosophierungen, oder Das Vernunftsystem

Das Endliche ist das Übergehen zwischen zwei Unendlichkeiten. Es ist nur schwebend

Das Endliche ist das Wirkliche; was wirklich ist, ist endlich. Nur Endliches ist anschaubar. Ein Unendliches wird überhaupt nur vorgestellt, weil die Einbildungskraft ihr Vermögen spürt (weil sie ein Wollen hat), über das Wirkliche hinauszugehen. Hinaus nach vorn und hinaus zurück. Nur im Denken schwebt das Wirkliche zwischen zwei Absoluten. In der angeschauten Wirklichkeit ist alles endlich; die Unendlichkeiten denkt sich lediglich die Reflexion als Fluchtpunkte hinzu, zwischen denen sie das mannigfaltige Endliche bestim-men kann.

[Nota für neue Leser. - Transzendentalphilosophie handelt nicht davon, was die Dinge sind, denn davon wissen wir nichts. Wir wissen nur von dem, was in unserem Bewusstsein vorkommt, aber das sind keine Dinge, sondern Bilder von Dingen. Die Bilder sind das, was die Dinge für uns bedeuten; aber sie bedeuten nichts an sich, sondern immer nur für jemanden, der sie sich vorstellt.

Mit andern Worten, wenn oben von endlich und unendlich die Rede ist, so sind selbstver-ständlich nur unsere Vorstellungen von Endlichkeit und Unendlichkeit gemeint.
16. 11. 19

Donnerstag, 27. Oktober 2022

Bestimmen ist das willkürliche Gleichsetzen zweier Ungleicher.

                                                      zu Philosophierungen

Wenn ich x als a bestimme, sehe ich ab auf das, was ihnen gemeinsam ist, und sehe ab von dem, was sie unterscheidet.

Ich habe ein unförmiges Etwas in der Hand und bestimme es als Holz. Dass es 'aus Holz ist', habe ich an ihm gefunden. Dass es mir in meinem ferneren Handeln als nichts als Holz gelten soll, habe ich ihm aus Willkür anerfunden. 

Denn ich habe eine Absicht. Ich habe es zu einem Kochlöffel bestimmt. In meinem fer-neren Handeln soll es mir als nichts anderes denn ein künftiger Kochlöffel gelten: Ich werde an ihm schnitzen, sonst nichts.

Die Willkür meines Bestimmens betrifft nicht den Realnexus: Das Etwas war wirklich 'aus Holz'. Doch bevor ich das erkannt hatte, war es von niemandem als solches bestimmt. Ein Biochemiker könnte herausfinden, dass es in seiner stofflichen Zusammensetzung noch nie etwas anderes war, als das, was man konventionell als Holz bezeichnet. Doch wenn das keiner bemerkt, ist es so gut als wär es nicht der Fall. Und wenn es auf Wasser schwämme, wäre es für es selbst und für das Wasser ohne Bedeutung.

Was also wird beim Bestimmen willkürlich gleichgesetzt? Ein Etwas mit einer Bedeutung. Beide gab es schon vorher. Gab es schon ihre Gleichheit? Das Etwas gab es, doch bevor es wahrgenommen wurde, 'gab es' es für niemand. Und das bedeutet: 'gab es' es nicht. Gab es Holz? Wenn es Holz gab, gab es es nur in der Vorstellung von jemand, usw..

Bestimmen ist das Gleichsetzen eines Etwas mit einer Vorstellung.

Vorstellungen bedeuten etwas nur für einen Handelnden. Nur wer handeln will, muss sich etwas vorstellen können.



Mittwoch, 26. Oktober 2022

Absehen.

Spiegelung in Baby-Auge                                                    aus Philosophierungen   

Wir nehmen keine Erscheinungen wahr. Wir nehmen keine Bedeutungen wahr. Wir neh-men Dieses oder Das wahr. Was ist Dies oder Das? Eine Erscheinung, die etwas bedeutet. Könnte sie mir nichts bedeuten, würde sie mir nicht erscheinen.*

Die Unterscheidung geschieht nicht in der Anschauung, sondern in der Reflexion. Wahr-nehmung ist das Produkt beider. Die Reflexion rechnet auf eine Bedeutung. Wenn sie keine erkennen kann, fragt sie; sogar, wenn sie döst. Reflexion ist Absicht.

Bis sie in Diesem oder Jenem ein 'Ding' erkennt, hat sie noch tüchtig zu tun.

April 20, 2009

*) Der von Schiller so genannte ästhetische Zustand entsteht bei einem absichtsvollen Absehen von aller Bedeutung. Er wird möglich durch Bildung und entstand ursprünglich wohl aus dem BefremdenEr ist ein gewünschtes und gesuchtes Befremden.

Nota I. - Absehen auf das eine heißt absehen von allem andern. Reflektieren und Abstra-hieren sind dasselbe - jeweils von hinten und vorn.

26. 2. 15


Nota II. - Dies zum gestrigen Eintrag: Reflektieren heißt passend machen. -  Ich habe eine Absicht und ich habe einen Gegenstand. Was zuerst da war, ist egal. Einiges an dem Gegenstand kommt meiner Absicht entgegen, einiges widersteht ihr. Ich achte auf das Günstige, von dem Ungünstigen sehe ich ab. Zuerst in meiner Vorstellung; dann nehme ich meine Hände und mach das Ding passend. 

Es ist nichts anderes als was Nietzsche sagt; aber es klingt nicht so böse: Logik stammt nicht aus dem Denken selbst, sondern aus der Reflexion auf das Denken. Und ihr einzi-ger Zweck ist das Reflektieren.
22. 11. 18 

Logik ist das Medium der Reflexion - sie ist nichts als Verfahren. Ein eigenes Material hat sie nicht; weder bringt sie eines hervor noch braucht sie eins auf.
JE



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Dienstag, 25. Oktober 2022

Bestimmung.

                                                                            aus Marxiana

Einer der verwirrendsten Termini des dialektischen Jargons ist die Bestimmung. Zu sy-stematischer Verwendung kommt er erst bei Fichte - im alten scholastischen Sinn von determinatio. Die doppelte Bedeutung von dem, wozu etwas bestimmt ist, und dem Akt, durch den etwas bestimmt wird, hatte er schon immer. Ist aber das, wozu eines bestimmt ist, auch das, als was es bestimmt ist? Die Frage kommt erst im Deutschen auf - im Latei-nischen war's dasselbe. Auf Deutsch kann man dann determinatio auch als destinatio auf-fassen, und rein semantisch ist das garnichtmal falsch...

Bei Fichte kommt nun hinzu, dass eine Bestimmung an sich nicht mehr denkbar ist. Das könnte nur eine Bestimmung durch den Schöpfer sein, doch die gehört nicht in die Philo-sophie. Ein Bestimmer muss allenthalben hinzugedacht werden. Der Panplagiarius Hegel führte das Ansich hintenrum wieder ein, und nun ist die Verwirrung komplett. Marx hat größte Mühe, sich daraus hervorzuarbeiten, aber es wird ihm gelingen.

Bis dahin ist auch seine Wortwahl gelegentlich verwirrend.



Bestimmung, Zweck und Absicht.
 
 
So weit das Capital nur noch [=erst noch] in seinen Elementarformen, als Waare oder Geld, auftritt, tritt der Capitalist in den bereits bekannten Charakterformen des Waarenbesit-zers oder Geldbesitzers auf. Deßwegen sind aber letzre an / und für sich eben so wenig Capitalisten, als Waare und Geld an und für sich Capital sind. Wie auch diese sich nur unter bestimmten Voraussetzungen in Capital, so verwandeln sich Waaren- und Geldbe-sitzer nur unter denselben Voraussetzungen in Capitalisten.

Ursprünglich trat das Capital als Geld auf, das sich in Capital verwandeln soll, oder das nur noch δυνάμει nach Capital ist.

Wie einerseits von den Oekonomen der blunder gemacht wird, diese Elementarformen des Capitals – Waare und Geld – als solche mit dem Capital zu identificiren, so andrerseits der blunder die Gebrauchswerthexistenzweise des Capitals – die Arbeitsmittel – als solche für Capital zu erklären.

In seiner ersten provisorischen (so zu sagen) Form als Geld (als Ausgangspunkt der Capi-talbildung) existirt das Capital nur [=erst] noch als Geld, also als eine Summe von Tausch-werthen in der selbstständigen Form des Tauschwerths, seinem Geldausdruck. Aber dieß Geld soll sich verwerthen. Der Tauschwerth soll dazu dienen mehr Tauschwerth zu schaf-fen. Die Werthgrösse soll wachsen, d. h. der vorhandne Werth sich nicht nur erhalten, sondern ein increment, Δ Werth, einen Mehrwerth setzen, so daß der gegebne Werth – die gegebne Geldsumme als fluens, und das Increment als Fluxion sich darstellen. Wir kommen auf diesen selbstständigen Geldausdruck des Capitals zurück bei Betrachtung seines Circulationsprocesses. 

Hier, wo wir es mit dem Geld nur noch zu thun haben als Ausgangspunkt des unmittel-baren Productionsprocesses reicht eine einzige Bemerkung hin: Das Capital existirt hier nur noch als eine gegebne Werthsumme = G (Geld); worin aller Gebrauchswerth ausge-löscht ist, daher in der Form des Geld
 
[sic]. Die Grösse dieser Werthsumme ist begrenzt durch die Höhe oder Quantität der Geldsumme, die sich in Capital verwandeln soll. Diese Werthsumme wird also dadurch Capital, daß ihre Grösse sich vergrössert, daß sie sich in eine wechselnde Grösse verwandelt, daß sie von vorn herein ein Fluens, das eine Fluxion setzen soll. 

An sich ist diese Geldsumme erst Capital, d. h. ihrer Bestimmung nach, weil sie in einer Weise angewandt, verausgabt werden soll, die ihre Vergrösserung zum Zweck hat, weil sie zum Zweck ihrer Vergrösserung verausgabt wird. Erscheint dieß mit Bezug auf die vor-handne Werth- oder Geldsumme als ihre Bestimmung, ihr innerer Trieb, Tendenz, so mit Bezug auf den Capitalisten, d. h. den Besitzer dieser Geldsumme, in dessen Hand sie die-se Function untergehen [sic] soll, als Absicht, Zweck

____________________________________________________________
K. Marx, Ökonomisches Manuskript 1863-1865, MEGA II/4.1, S. 
51f.


Nota. - Hier geht der Hegelsche Jargon nahtlos über in eine dynamische, anschaulich-dialektische Darstellung, in der das wollend tätige Subjekt zum Vorschein kommt. Auf der einen Seite: An sich, δυνάμει, als solche, innerer Trieb, Tendenz. Auf der andern Seite: Absicht, Zweck. Dazwischen vermittelnd: zuerst Bestimmung im Sinne von Bestimmt-heit; dann: fluens, Fluxion; und schließlich: Bestimmung als sollen, sollen, sollen. An-schaulich wird die Darstellung, indem man sehen kann, wer oder was bestimmt, was da geschehen soll: ein absichtsvoll Tätiger; und nicht ein hintergründiges 'Wesen', das ledig-lich 'in Erscheinung' tritt.
JE




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Montag, 24. Oktober 2022

Die Metakritik der Politischen Ökonomie.

 M. C. Escher, Wasserfall                                                                 aus Marxiana

Selbstverständlich kann man die Kritik der Politischen Ökonomie ihrerseits wiederum als eine theoretische Wissenschaft auffassen... 

...keine 'Objekt'-Wissenschaft, sondern eine 'Meta'-Wissenschaft.

Als solche... ist sie eo ipso Kritik, und wenn die Kritik 'radikal' ist..., dann geht sie jener 'Realwissenschaft' auf den Grund. 


Und der Grund einer Wissenschaft ist niemals 'immanent', sondern liegt außerhalb der-selben, liegt "vor" ihr - denn sonst läge er ihr nicht "zu Grunde": Nicht die Wissenschaft selber begründet ihre Voraussetzungen, sondern die Voraussetzungen - die von woan-ders her stammen - begründen eine Wissenschaft. Dieser 'Grund' ist immer intentio, "Ab-sicht"; er wird immer nicht "gewusst", sondern "gemeint": Er wird postuliert.

Die 'Wissenschaft von einer Wissenschaft' geht jener, wenn sie radikal ist, auf den Grund: verfolgt einen vorliegenden theoretischen Diskurs "rückwärts" bis hin zu dem ihm logisch 'zu Grunde liegenden' Postulat.

Die Setzung des Postulats, der theoretischen Absicht, geschieht "aus Freiheit". Sie ist also praktisch. Und dar- um ist die Meta-Wissenschaft, qua Kritik, eine praktische Disziplin; handelt nicht von dem, was ist, sondern von dem, was 'gilt': was sein soll.


Der Grund-Satz der Politischen Ökonomie, ihre postulierte logische Voraussetzung als positive, als Real wissenschaft, ist der bei den Physiokraten noch unverhohlen ausgespro-chene Satz: 'Die Ökonomie' ist ein in sich selbst begründetes geschlossenes System: ist ein vollkommener KreislaufSeiner wissenschaftlichen Naivität entkleidet lautet dieser Satz: 'Die Ökonomie' soll sein ein in sich selbst begründeter Kreislauf; oder: sie gilt uns als...; sie soll dargestellt werden als...

Also die Absicht, die der Theorie zu Grunde liegt, ist die, 'die Ökonomie' als in sich selber begründet darzustellen; sie soll als begründet gelten; oder: so, wie sie ist, soll sie gelten. Oder kurz, so wie es ist, soll es sein. Beziehungsweise, die bürgerliche Gesellschaft ist ge-rechtfertigt.

Inhalt der Kritik der Politischen Ökonomie ist: darzustellen, dass die - bei Ricardo schon nicht einmal mehr ausgesprochene, stillschweigend, "selbstverständlich", enthymemisch vorausgesetzte - Auffassung der 'Ökonomie' als ein logisch wie historisch geschlossenes System auf der Absicht beruht, die bürgerliche Gesellschaft zu rechtfertigen. 

Aber sofern die Kritik der Politischen Ökonomie selber Wissenschaft ist, ist sie ihrerseits 'begründet' - in einem logischen Postulat, in einer praktischen Absicht. Und dieses logi-sche Postulat heißt: Die Geschichte soll gelten als der Sprung aus der Notwendigkeit in die Freiheit. Und das ist nur die logische Formulierung der praktischen Absicht: Wer ein Mensch ist, soll frei sein.

Diese theoretische Darstellung der 'Kritik' ist ihrerseits Meta-Theorie.

Die theoretische Darstellung der Kritik der Politischen Ökonomie aus ihrem logischen Grund heraus; die Dar-stellung ihres logischen Grundes als ein Postulat, als praktische Absicht - ist die Metakritik der Politischen Ökonomie. Und "es zeigt sich", dass die Meta-kritik der Politischen Ökonomie "übereinstimmt" mit der, "nichts anderes ist" als - die Wissenschaftslehre.

aus e. Notizbuch 29. 11. 89



Sonntag, 23. Oktober 2022

Kleines System der Philosophie.

                                                                      aus Philosophierungen  
 
Philosophie ist wissenschaftlich nur als Kritik. Und nur als Kritik sollte sie sich zu einem System ordnen lassen. Negativ zwar, sofern ihr letzter Grund darin aufgefunden wird, dass ein realer Urgrund des Wissens sich nicht nachweisen lässt. 

Sie ist Wissen des Wissens und endet in der Einsicht, dass das Wahre als beabsichtigter Gegenstand des Wissens nicht auf-gefunden, sondern postuliert wird. Ein solches Wissen vom Wissen ist in seiner Negativität rein formal und hat keinen Inhalt. 

Das war aber nicht die Absicht, aus der heraus die Philosophie entstanden ist. Sie wollte im Gegenteil ein positives Wissen, das als Wegweiser zur richtigen Lebensführung taugt. Die Kritik zeigt nun: Mit theoretischen Mitteln ist das nicht zu haben. Die richtige Lebens-führung lässt sich nicht ergründen, sondern kann nur entworfen werden. Sie muss frei er-funden werden, und ihr einziger Maßstab* ist Schönheit – nämlich ob sie vor allem Inter-esse gefälltDa kann die theoretische, wissenschaftliche, kritische Philosophie allerdings sekundär behilflich werden: indem sie die Interessen ans Licht zieht und abweist.

Die Kritik fügt dem Wissen sachlich nichts hinzu. Sie macht aber durch ihre Distinktio-nen das Wissens selbst – nicht erst das Gewusste – zu einem möglichen Gegenstand des Urteils: Was ist vor-, was ist nachgeordnet? Sie prüft den Wert des Wissens und ist also selber praktisch.

Daraus erhellt aber zugleich, dass der Maßstab zur Beurteilung des Wissens nicht in ihm selber aufzufinden ist, sondern ihm 'vor'-, d. h. übergeordnet war. Die 'Begründung' des Wissens geschieht actu im 'metaphilosophischen' Raum – und hat sich in der praktischen oder Lebensphilosophie zu bewähren. Sie ist eine pragmatische Fiktion, und insofern eben doch: 'Hypothese', genauer: Hypostase. Ist nicht proiectio, sondern proiectum. Und dies ist das einzige 'Interesse', das der Kritik standhält. 

*) Einen Urteilsgrund gibt es nicht. Und ein Urteil ohne Grund nennen wir 'ästhetisch': Es hat als Anhaltspunkt nichts als den Geschmack.

irgendwann in 2010


Nachtrag. Wenn Sie, wie ich nur wünschen kann, schon öfter auf diesem Blog waren, werden Ihnen diese Zeilen nicht ganz unbekannt vorkommen. Das liegt an meiner unver-meidlich fragmentarischen Darstellungsweise:  Wenn nicht alles linear und diskursiv aus einem einzigen Blickwinkel hergleitet wurde, muss man ab und zu hinter sich greifen, um die sinnhafte Einheit wieder herzustellen. Dabei wird es dann möglich und fast nötig, schon dagewesene Gedanken pointierter zusammenzufassen als beim erstenmal.


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Samstag, 22. Oktober 2022

Kant hat kein System aufgestellt, sondern nur Kritiken geschrieben.

 Kant, aus Op. post.

zu  Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik

Man philosophierte schon früher, aber nur dunkel; es lag noch kein deutlicher Begriff zu Grunde. Die Skeptiker warfen vorzüglich die Frage auf, ob wohl unsere Vorstellungen objektive Gültigkeit hätten? Durch Hume, einen der größten Skeptiker, wurde Kant ge-weckt. Letzterer stellte aber kein System auf, sondern schrieb nur Kritiken, d. h. vorläufige Untersuchungen über die Philosophie. 

Wenn man aber das, was Kant besonders in der Kritik der reinen Vernunft sagt, in ein System fasst, so sieht man, dass er die Frage der Philosophie nicht richtig gefasst hat. Er drückte sie so aus: Wie sind synthetische Urteile a priori möglich? und beantwortet sie so: Es gibt eine gewisse Notwendigkeit, gewisse Gesetze, nach denen die Vernunft handelt in der Hervorbringung der Vorstellungen. Was durch diese Notwendigkeit, durch diese Ge-setze zu Stande gebracht wird, hat objektive Gültigkeit. 

Also von den Dingen an sich, von einer Existenz ohne eine Beziehung auf ein Vorstellen-des, ist bei Kant nicht die Rede. Es war ein großer Missverstand, dass man das, was Kant in seinen Kritiken vortrug, für System hielt.

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 J. G . Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, I. Einleitung, Hamburg 1982, S. 5 



Nota I.- Kant hat in seinen letzten Lebensjahrem im als Opus postumum bekannten Manu-skript versucht, ein System zu entwickeln. Er ist nicht von der Stelle gekommen.

22. 7. 15
 
 
Nota II. - Es ist ein wenig komplizierter.
 
Dass in den Kritiken kein System ausgeführt ist, wird niemand mehr bestreiten. Wohl aber, dass das ein Mangel sei, dem abgeholfen werden muss.
 
Dass aber Kant sich durchaus bewusst war, lediglich eine Kritik - und wenn auch in der Kritik der reinen Vernunft eine weltumstürzende - vorgetragen zu haben, kann jeder in den Vorworten und Einleitungen nachlesen. Er wollte zunächst den Boden bereiten, auf dem dann aufzubauen sein würde.
 
Als dann aber stürmische junge Leute ebendies in Angriff nahmen und "über Kant hinaus" gehen wollten, fand er plötzlich, die Kritiken seine durchaus keine Prolegomena, sondern seien selber Philosophie. Er hat von Fichte, dem er ja zu einem Verleger und zu plötzlichem Ruhm verholfen hatte, erwartet, dass er sich an eine didaktische Darstellung des in den Kritiken vorliegenden Materials heranmachen und zu einem ein System ausarbeiten würde. Als Fichte dazu nicht bereit war und auf fortgesetzter eigener Arbeit bestand, war Kant, wie er in seiner berüchtigten Erklärung gegen Fichte dann selbst bezeugte, so verschnupft, dass er sich von jedem geistigen Zusammenhang mit der Wissenschaftslehre lossagte. 

Doch hat ihn der Umstand, dass seine eigene Philosophie, die er der Sache nach für eine Einheit hielt, doch nur in Bruchstücken vorlag, weiter beunruhigt, und er begann die Arbeit an einer abschließenden umfassende Darstellung, mit der er nicht mehr fertigwurde und die daher als sein Opus postumum bekannt ist. 
 
Es war aber nicht nur sein hohes Alter, das ihn von der Vollendung abhielt. Im Sinn gehabt haben mag er einen Übergang aus der transzendentalen Vernunftkritik zu einer positiven Grundlegung der seinerzeit modernsten Newton'schen Physik. Doch bis dahin kommt er gar nicht erst. Er fängt immer wieder neu aner ersinnt sogar ständig neue Titel für sein ab-schließendes Werk, und schließlich* kommt er sogar auf den Einfall, die Summe all seines Denkens mit "Philosophie als Wissenschaftslehre in einem vollständigen System aufgestellt von..." zu überschreiben.
 
 
*) Das Manuskript wurde ungeordnet vorgefunden. Die Einträge sind nicht datiert. Die erste Veröffentlichung des Op. post. in der Akademie-Ausgabe hat eine Anordnung nach thematischen Gesichtspunkten vorgenommen. Da steht obiger Eintrag ziemlich weit vorn. Die neue, dem Faksimile folgende Ausgabe rekonstruiert die zeitliche  Reihenfolge der Niederschrift. Hier findet sich die Wissenschaftslehre erst ganz am Ende; wie ein Vermächtnis, Herr Prof. Kühn! 
JE, 15. 5. 21

Linear und kausal.


                                aus Philosophierungen, oder Das Vernunftsystem

Die Eigenschaft der Linearität ist uns "lieb und wert" nicht bloß, weil sie uns einfach vor-kommt; sondern sie ist uns lieb und wert, weil ihr Grundmuster jene Eigenschaft ist, die uns von allen am liebsten und wertesten ist: das Kausalitätsprinzip, und darum kommt sie uns einfach vor. Nicht die Kausalität zieht uns immer wieder an ihre Brust, weil sie linear ist, sondern die Linearität verwirrt uns den Verstand, weil ihr tieferer Sinn das Verhältnis von Ursache und Wirkung ist. 

So betrachtet, ist der springende Punkt - nicht immanent in den wirklichen Wissenschaf-ten, sondern mental in ihren 'paradigmatischen' Voraussetzungen - nicht der Unterschied (!) zwischen linear und nichtlinear, sondern der Gegensatz (!) von kausal und systemisch.  Es ist nicht im engeren Sinn ein theoretischer Unterschied, sondern ein buchstäblich Welt-anschaulicher. 

Dieses gesagt habend, will ich den Ausführungen des Verfassers an keinem Punkt wider-sprechen.

J.E.,Kommentar zu Linear oder was?, 4. 12. 20


Nota - Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und ihre Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Ihre Nachricht auf diesem Blog. JE 

Freitag, 21. Oktober 2022

Alle Philosophie ist Sprachkritik.

birgitH, pixelio.de                              aus  Philosophierungen, oder Das Vernunftsystem
 
Alle Philosophie ist 'Sprachkritik'. (Allerdings nicht im Sinne Mauthners.
Wittgenstein, Tractatus N° 4.0031

Wenn sie Kritik sein soll und nicht bloß Krittelei, dann muss sie einen Gesichtspunkt wäh-len, unter dem sie kritisiert; ein Kriterium, an dem sie prüft. Bei der Sprache könnte das ihre kommunikative Leistung sein oder ihre Aussagekraft: nennen wir es: Wahrheitsfunk-tion; wohl wissend, dass es sich nur um subjektive Wahrhaftigkeit handeln kann. Zum einen: Kann, und unter welchen Bedingungen kann die Sprache mitteilen, was gemeint ist? Das betrifft ihre technische Leistung, nämlich für die Gemeinschaft, deren Zusam-menhang durch die Sprache vermittelt ist. Zum andern: Kann die Sprache aussagen, was gemeint ist? Das ist eine Performanz, die über das Technische hinausgeht, denn ihr Prius ist das, was gemeint ist; und was gemeint werden könnte unabhängig von seiner sprach-lichen Form.

Wittgenstein beginnt als Logiker, und auch als Sprachkritiker geht es ihm um die Genau-igkeit dessen, was mitgeteilt wird, nicht aber um das, was mitgeteilt wird. Das war stattdes-sen das Thema Mauthners. Wenn die Sprache gar nicht fassen kann, was 'eigentlich' aus-gesagt werden soll, kann sie es schon gar nicht mitteilen; darüber muss man sich dann nicht mehr den Kopf zerbrechen. Dass in der Realität des Sprachverkehrs eine Menge von Ungefähr den diskursiven Fortgang und daher Mitteilung überhaupt erst möglich macht, verweist darauf, dass das Gemeinte zuerst bildhaft angeschaut werden musste, bevor es in das konventionelle Rezeptakel des Begriffs gefügt werden konnte. Vom Standpunkt der Mitteilung wär die präzise Fassung des Rezeptakels wohl wünschens wert. Aber nicht vom Standpunkt dessen, was mitgeteilt werden soll. Dem passt die bildhafte Form besser. 

Jede sprachliche Mitteilung grenzt irgendwo an Kunst. Künstlich wirkt sie in den exakten Wissenschaften oft darum, weil sie das Künstlerische absichtlich unterdrücken - und ge-rade sein Fehlen hervorheben, was dasselbe hintenrum ist. Indes, in den exakten Wissen-schaften kommt es gerade darauf an, dass ein Glied so perfekt wie möglich an das andere anschließt: Wo das den Sinngehalt einschränkt, wird man eben ein paar Zwischenglieder einfügen, weil auf Schönheit kein Wert gelegt wird. 

Die kommt eventuell wieder in Frage, wo es um die Anschauung (sic) des im Diskurs auseinandergelegten Ganzen geht. Das aber ist eine wissenschaftstechnische Frage und keine philosophische. Sie betrifft die Mitteilung und nicht den Gehalt.

Das philosophische Problem liegt ganz woanders: Wie kann man von dem reden, was vor und unterhalb der sprachlichen Form liegt, ohne sich selber der sprachlichen Form zu be-dienen? Das war das meta-logische Problem, dem Fichte die Wissenschaftslehre gewidmet hat. Die gegebene Sprache - das Sprachspiel, sagte einer - hat in ihren Begriffen ein aller-fassendes Instrumentarium geschaffen, die einander alle wechselseitig bedeuten. Justie-rungen sind da nur immanent möglich. Doch die Frage Was? und Woher? müsste in den bildhaften Urgrund des Vorstellens selbst hinabtauchen. Den Punkt, von dem aus sie die Rekonstruktion dann in Angriff nimmt, kann sie sich nicht frei aussuchen. Sie muss ihn auf suchen nach Regeln, die sie rechtfertigen kann. 

Die Wissenschaftslehre hat das unternommen. Ob und wieweit es ihr gelungen ist, ist ein anderes Thema. Aber Wittgenstein hat es nicht einmal versucht. Er blieb meilenweit da-von entfernt.

16. 8. 18


Dynamische Darstellung, statische Kritik, I.

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