Dienstag, 9. September 2025

Die ökonomische Grundmystifikation, alias Die Trinita-rische Formel.

taz                                                                                                        aus Marxiana

Im Kapital – Profit oder noch besser Kapital – Zins, Boden – Grundrente, Arbeit – Ar-beitslohn, in dieser ökonomischen Trinität als dem Zusammenhang der Bestandtheile des Werths und des Reichthums überhaupt mit seinen Quellen, ist die Mystifikation der kapita-listischen Produktionsweise, die Verdinglichung der gesellschaftlichen Verhältnisse, das un-mittelbare Zusammenwachsen der stofflichen Produktionsverhältnisse mit ihrer geschicht-lich-socialen Bestimmtheit vollendet: die verzauberte, verkehrte und auf den Kopf gestellte Welt, wo Monsieur le Capital und Madame la Terre als sociale Charaktere, und zugleich un-mittelbar als bloße Dinge ihren Spuk treiben. 

Es ist das große Verdienst der klas/sischen Oekonomie, diesen falschen Schein und Trug, diese Verselbständi-gung und Verknöcherung der verschiednen gesellschaftlichen Elemente des Reichthums gegen einander, diese Personificirung der Sachen und Versachlichung der Produktionsverhältnisse, diese Religion des Alltagslebens aufgelöst zu haben, indem sie den Zins auf einen Theil des Profits, und die Rente auf den Ueberschuß über den Durchschnitts-profit reducirt, sodaß beide im Mehrwerth zusammenfallen; indem sie den Cirkulationspro-ceß als bloße Metamorphose der Formen darstellt, und endlich im unmittelbaren Produkti-onsproceß Werth und Mehrwerth der Waaren auf die Arbeit reducirt. 

Dennoch bleiben selbst die besten ihrer Wortführer, wie es vom bürgerlichen Standpunkt nicht anders möglich ist, mehr oder weniger in der von ihnen kritisch aufgelösten Welt des Scheins befangen, und fallen daher alle mehr oder weniger in Inkonsequenzen, Halbheiten und ungelöste Widersprüche. Es ist dagegen andrerseits ebenso natürlich, daß die wirkli-chen Produktionsagenten in diesen entfremdeten und irrationellen Formen von Kapital – Zins, Boden – Rente, Arbeit – Arbeitslohn, sich völlig zu Hause fühlen, denn es sind eben die Gestal-tungen des Scheins, in welchem sie sich bewegen und womit sie täglich zu thun haben. 

Es ist daher ebenso natürlich, daß die Vulgärökonomie, die nichts als eine didaktische, mehr oder minder dok-trinäre Uebersetzung der Alltagsvorstellungen der wirklichen Produktions-agenten ist, und eine gewisse verständige Ordnung unter sie bringt, grade in dieser Trinität, worin der ganze innere Zusammenhang ausgelöscht ist, die naturgemäße und über allen Zweifel erhabene Basis ihrer seichten Wichtigthuerei findet. Diese Formel entspricht zu-gleich dem Interesse der herrschenden Klassen, indem sie die Naturnothwendigkeit und ewige Berechtigung ihrer Einnahmequellen proklamirt und zu einem Dogma erhebt. 
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K. Marx, Das Kapital III, MEGA II.15
; S. 804f. [MEW 25, S. 838f.]  

 

 

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