zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik
Eigentliche Philosopheme einer
Transzendentalphilosophie sind an sich tot und haben gar keinen Einfluß
in das Leben, weder guten noch bösen; ebenso wenig als ein Gemälde gehen
kann. Auch ist es ganz gegen den Zweck dieser Philosophie, sich den
Menschen als Men-schen mitzuteilen. Der Gelehrte als Erzieher und Führer
des Volks, besonders der Volksleh-rer, soll sie allerdings besitzen, als Regulativ, als pädagogische Regel, und nur in ihm werden sie insofern
praktisch; nicht aber sie ihnen selbst mitteilen, welche sie gar nicht
verstehen noch beurteilen können. (Man sehe meine Sittenlehre.) Aber daß
er sie treu und mit Eifer anwende, wird dieser gute Wille schon
vorausgesetzt, aber nicht etwa durch sie hervorge-bracht: ebenso wie bei
dem Philosophen von Profession Unparteilichkeit, Wahrheitsliebe [und]
Fleiß schon vorausgesetzt, nicht aber durch sein Philosophieren erst
erzeugt wird.
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J. G. Fichte, Rückerinnerungen, Antworten, Fragen [S. 134]
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