 Faustkämpfer                          zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik
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Mein Wille talis qualis ist frei; 
ich gebe ihn mir selbst; meine Kraft aber in der Sinnenwelt, wodurch ich
 z. B. einen Körper fortbewegen soll, soll etwas Gegebenes sein; weil 
sie als Objekt erscheint, und zwar nicht bloß als Objekt, sondern als Subjekt/Objekt.
Die sinnliche Kraft in Bezug auf 
unser Denken ist zuvörderst ein Begriff; der aber nicht entsteht durch 
Anschauung eines Objekts, sondern durch das Denken eines 
Mannigfaltigen in einer gewissen Verbindung. Kraft ist daher ein 
synthetischer Begriff, sie wird nicht ange-schaut, sondern gedacht. Wenn 
ich das Mannigfaltige des Gefühl, das zufolge des Wollens entstehen 
sollte, zusammenfasse, so bekomme ich den Begriff von Kraft.
Er ist kein bloß sinnlicher und 
kein bloß intelligibler Begriff, sondern beides zum Teil. Der Stoff, die
 Willensbestimmung, ist intelligibel, die Form aber, in welche meine 
Willensbe-stimmung fällt, die Zeit, ist sinnlich. Er ist eine Brücke 
zwischen der intelligiblen und der sinnlichen Welt,
 das, wodurch das Ich aus sich heraus und zu einer Sinnenwelt übergeht. 
Durch ihn stellt sich das Ich vor sich selbst als Objekt hin und knüpft 
sein Bewusstsein an eine objektive Welt; so werde ich mir zu einem 
Objekte, zu einem Gegenstande der Wahr-nehmung, und an dies Objektive 
knüpft sich mir eine Sinnenwelt an; von da geht alle An-sicht der Welt 
aus.
Darin lag der Fehler aller bisherigen Philosophen, dass man diese Erkenntnis als übersinn-lich ansah; da [hier: während] doch unser Bewusstsein von der Wirklichkeit anhebt.
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J. G. Fichte, Wissenschadtslehre nova methodo, S. 131
[Siehe auch: Die Zeit ist also das Mittelglied zwischen dem Intelligiblen und Sinnlichen.]
Nota. - Kraft ist ein Übergang in beide Richtungen, nämlich für die Vorstellung (reale Tätig-keit). Für die Reflexion (Begreifen: ideale Tätigkeit) ist sie ein Scharnier.
Man darf fragen: Verbindet sie zwei unabhängige Teile - sinnliche Welt und intelligible Welt -, oder gehen alle beide überhaupt erst aus ihr hervor: durch Entgegensetzung? Dann müss-te die Wissenschaftslehre bei ihr ansetzen und nicht beim Wollen. Doch ist Kraft nicht das schlechthin Unbestimmte, das nur sich selbst bestimmen kann, sondern vorab doppelt be-stimmt: durch ihren Gegenstand und ihre Substanz (sub-stans). Kraft ist von vornherein eine synthetische Vorstellung: ein Reflexionsbegriff, der nur scheinbar angeschaut wird. 
JE 
 
 
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