Donnerstag, 5. September 2024

Handeln ist alle Realität.

Petra Bork  / pixelio.de                                               zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik

Anschauung des Wirklichen ist nur möglich durch Anschauung eines wirklichen Handelns des Ich, also alle Erfahrung geht aus vom Handeln, es ist nur durch sie möglich [sic]. Ist kein Handeln, so ist keine Erfahrung, und ist diese nicht, so ist kein Bewusstsein. ... Nur meiner Tätigkeit kann ich mir bewusst werden, aber ich kann mir derselben nur bewusst werden als einer beschränkten. ... Die Erfahrung bezieht sich auf Handeln, die Begriffe entstehen aus Handeln und sind nur um des Handelns willen da, nur das Handeln ist absolut. ... Im Han-deln erst komme ich auf Objekte. ... Der Urgrund alles Wirklichen ist daher die Wechselwir-kung oder Vereinigung des Ich und NichtIch.
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodoHamburg 1982, S. 60f.


Nota I. - Dass Fichte ein Idealist ist und also nicht von Objekten ausgeht, das 'weiß man'. Weit verbreitet ist aber die Annahme, dass er von dem Subjekt ausginge, das bei ihm gene-risch Ich heißt. 

Das ist ein Irrtum, wie wir oben sehen. Der Ausgangspunkt der Wissenschaftslehre ist, dass wirklich gehandelt wird. Das Handeln ist die ursprünglichste Synthesis, denn da treffen 'Tä-tigkeit' - noch ganz unbestimmt - und 'Widerstand' - Gegenstand, ebenfalls ganz unbe-stimmt - zusammen. Dass da ein Unterschied ist, wissen wir nur aus der Anschauung des Handelns, nicht aus der Anschauung des Handelnden, denn der ist nur der Eine von Bei-den, aber ohne den andern ist er nichts.

Das Handeln ist das schlechthin Objektive und das schlechthin Subjektive zugleich, das schlechthin Reale und das schlechthin Ideale.

Wenn man in wissenslogischer Hinsicht die Wissenschaftslehre zu Recht einen Idealismus nennt, so müsste man sie, wenn man sie ontologisch auffassen wollte (was aber überflüssig ist), einen Aktualismus nennen. 
19. 8. 18

 

Nota II. - Das faktisch, nämlich für die Erfahrung, 'erste Ursprüngliche' ist das Gefühl. Aus der Anschauung seiner schließen wir auf die Anwesenheit eines Gegenstands, den wir als Ur-sache des Gefühls auffassen. Die kritische Reflexion erweist indessen den Widerstand, den der Gegenstand unserm Handeln leistet, als jene 'Ursache'. Ohne unser Handeln kein Wi-derstand, kein Gefühl, kein Gegenstand.
JE, 23. 12. 20

 

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