Freitag, 20. September 2024

Das synthetische Denken: Ich für sich selbst.

Caravaggio, Narziss                        aus Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik
 
Mit dem Denken ist numittelbar Bewusstsein desselben verknüpft. Also das Denken des Zwecks von einer Seite, des Objekts von der andern ist beides eine Denken mit Bewusst-sein, welches letztere dasselbe ist und in demselben Momente, denn ein Zweck ist nicht zu denken ohne reales Objekt und umgekehrt; in dem Bewusstsein des Denkens von beiden sind offenbar beide verknüpft, denn sie können nicht diskret gedacht werden, denn dann wird keines gedacht.

Von diesem vereinigten Denken geht das andere Denken aus, wir wollen es das synthetische Denken nennen. In diesem Denken denkt sich das Ich als sich / selbst bestimmend, wel-ches auch nicht getrennt werden kann; es ist Ich für sich selbst. - Es ist hier ein Denken des Objekts und des Zwecks, beides ist verschieden, liegt aber notwendig zusammen in Einem Bewusstsein; dieses letztere heißt das synthetische Denken.

Anmerkung A

Alles Denken als ideale Tätigkeit geht auf ein Objekt des Denkens überhaupt; welches ist denn nun das Objekt dieses synthetischen Denkens? Nichts anderes als ich selbst in mei-nem Denken, ich denke 1.; ich sehe mir selbst dabei zu 2.; letzteres ist das synthetische Denken. In diesem letzten wird das beide erste [denkende] Denken in einem Moment des Bewusstseins zusammengerafft.

Dieses Denken ist sonach eine intellektuelle Anschauung und das Gedachte etwas Intelli-gibles, das durch das Denken selbst ist; es gehört sonach unter das reine Denken, wovon wir sagten, sich etwas denken; dahingegen das Denken, das Objekt dieses Denkens ist, das Ideale und Reale, etwas durch Sinnlichkeit Vermitteltes ist. 
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 183f.



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