4. In der Aufforderung nun
soll ich mich finden, so gewiss ich aufgefordert bin, aber unter
welcher Gestalt finde ich mich? In dem beschriebenen synthetischen
Denken finde ich mich denkend einen Zweck [und]
denkend ein durchs Denken desselben bewirktes Objekt, beides in
demselben Momente, oder richtiger: in keinem Momente, außer aller
Zeit.
Wir haben also zwei
äußere Glieder, in deren Mitte das synthetische Denken liegt und das
Innere derselben ausmacht. Es wird sich finden, dass jedes von beiden
wieder an ein Äuße-res geknüpft wird und wir ein Fünffaches erhalten im
Bewusstsein, also einen synthetischen Periodum, der immer fünffach ist. Wir haben hier den Vorteil [sic]
von den Inneren heraus; nicht, wie in der gedruckten Wissenschaftslehre, von außen herein. In dieser Synthesis liegt alles
Denken darin, denn alles ist ein bestimmtes Selbstbewusstsein.
Jedes synthetische
Denken ist auch Analyse, wodurch es in die Zeit verstreut wird, und
durch die Beziehung dieser Verhältnisse erhalte ich ein mannigfaltiges
Denken, und nur dadurch auch ein Mannigfaltiges für das Denken. Die
gemeine Ansicht widerspricht zwar dieser Ansicht - weil man, um in der
Zeit zu denken, schon in der Zeit sein müsse? Dies sagt aber ein
Reflektierender; wenn er anders denken könnte, so wären unsere Sätze
un-richtig.
Wir können doch aus der
Form des Bewusstseins in der Erfahrung nicht herausgehen? Wir erhalten
sonach eigentlich zwei Reihen neben einander:
1) Reihe des idealen Denkens, ausgehend vom Denken des Zwecks;
2) des realen, ausgehend vom Denken des Objekts unseres Willens.
Eine nicht ohne die andere, eins nur [durch] das andre möglich; aber hier im Philosophieren müssen wir sie einzeln denken.
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 188
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 188
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