Durch das Mannigfaltige der Einbildungskraft sehe ich mein Bestimmen (das Noumen); woher nun dieses Bestimmen, das ich da hindurchsehen soll? Gegeben kanns nicht sein, ich selbst bestimme mich ja selbst und bin mir desselben als mein Bestimmen [sic] unmittelbar bewusst. Dieses Bewusstsein ist ja aber die Hauptsynthesis.
Der Hauptgedanke ist: Das
ist das Gesetz unseres Denkens, dass wir dem Mittelpunkt man-ches anknüpfen, das
jetzt [an dieser Stelle] angeknüpfte ist ja nicht der Mittelpunkt, sondern et-was durch die
Kategorien der Substanzialität und Kausalität angeknüpftes. Man beschreibe erst
den Mittelpunkt; dieser ist das sich selbst bestimmende Unmittelbare, nicht durch
etwas Anderes hindurch Gesehene. Das Bewusstsein
ist gleichsam ein Zirkel, das Intelligible der Mittelpunkt; die Peripherie ist nach notwendigen Gesetzen des
Denkens an diesen Mittel-punkt angeknüpft, sie enthält
alles Empirische, Sinnliche.
Wir haben uns jetzt in die Peripherie
verloren; nun kehren wir wieder in das Zentrum zu-rück und zeigen, wie eben
solche und keine andere Radien beschrieben werden müssen. In diesem Mittelpunkte ist das Bestimmen durch bloßes
Denken mit dem Auffassen des Un-endlichen durch die Einbildungskraft unzertrennlich vereinigt, es fällt in einen
Akt des Be-wusstsein.
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 207
J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 207
Nota. - Tätigkeit überhaupt ist bestimmen. Bestimmen des Unbestimmten, wessen sonst? Das Unbestimmte ist als bestimmbar bestimmt - problematisch, als Aufgabe. Das Unbe-stimmte hat zwei Pole. Zuerst das, was bestimmen soll. Aber dann und zugleich: das, was bestimmt werden soll, nämlich es selbst. Bestimmen kann es sich nur durch Entgegenset-zen. Es kann sich nur bestimmen, indem es sich in sich selbst von sich selbst unterscheidet. Das kann ewig, nein: Das muss ewig so weiter gehen. Das Bestimmen seiner und das Be-stimmen zu etwas sind die beiden Pole einer ewigen Wechsel-Bestimmung.
Das ist weder Dogma noch Metaphysik: Es ist rein pragmatisch, nämlich Problem; und als nicht zu vollenden, als unendlich 'bestimmt' - sozusagen, denn es ist paradox.
JE, 20. 7. 20
Nota. - Das
obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie
der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht
wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE
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