Donnerstag, 15. August 2024

Formelle und reelle Subsumtion der Arbeit unters Kapital.

Chaplin                                                  aus Marxiana

Die Vermehrung der Produktivkraft durch die einfache Kooperation und Teilung der Arbeit kostet dem Kapitalisten nichts. Sie sind unentgeltliche Naturkräfte der gesellschaftlichen Ar-beit in den bestimmten Formen, die sie unter der Herrschaft des Kapitals annimmt. 

Die Anwendung der Maschinerie [hingegen!] bringt nicht nur Produktivkräfte der gesellschaft-lichen Arbeit ins Spiel im Unterschied von der Arbeit des vereinzelten Individuums. Sie ver-wandelt einfache Naturkräfte in Potenzen der gesellschaftlichen Arbeit, wie Wasser, Wind, Dampf, Elektrizität usw. Dies abgesehn von der Benutzung der mechanischen Gesetze, die in dem eigentlichen, arbeitenden Teil (i. e. direkt das Rohmaterial mechanisch oder chemisch verwandelnden Teil der Maschinerie) wirkt. 

Indes unterscheidet sich diese Form der Vermehrung der Produktivkräfte, hinc der notwen-digen Arbeitszeit dadurch: Ein Teil der bloßen Naturkraft, die angewandt wird, ist in dieser ihrer anwendbaren Form Produkt der Arbeit, wie die Verwandlung von Wasser in Dampf. Wo die bewegende Kraft, wie das Wasser z. B. natürlich als Wasserfall und dgl. vorgefunden wird {höchst charakteristisch, nebenbei bemerkt, daß die Franzosen das Wasser im Lauf des 18. Jahrhunderts horizontal wirken ließen, die Deutschen stets es künstlich brachen}, ist das Medium, wodurch seine Bewegung auf die eigentliche Maschinerie fortgeleitet wird, z. B. Wasserrad, Produkt der Arbeit. 

Ganz und gar aber gilt dies von der unmittelbar den Rohstoff umformenden Maschinerie selbst. Die Maschine- rie also, im Unterschied von der einfachen Kooperation und der Tei-lung der Arbeit in der Manufaktur, ist produzierte Produktivkraft; sie kostet; sie tritt als Wa-re (direkt als Maschinerie oder indirekt als Ware, die konsumiert werden muß, um der bewe-genden Kraft die erheischte Form zu geben) in die Produktionssphäre, worin sie als Maschi-nerie wirkt, als ein Teil des konstanten Kapitals. Wie jeder Teil des konstanten Kapitals fügt sie dem Produkt den Wert zu, der in ihr selbst enthalten ist, d. h,, verteuert es um die Ar-beitszeit, die zu ihrer eignen Produktion erheischt war. 

Die Maschinerie also, im Unterschied von der einfachen Kooperation und der Teilung der Arbeit in der Manufaktur, ist produzierte Produktivkraft; sie kostet; sie tritt als Ware (direkt als Maschinerie oder indirekt als Ware, die konsumiert werden muß, um der bewegenden Kraft die erheischte Form zu geben) in die Produktionssphäre, worin sie als Maschinerie wirkt, als ein Teil des konstanten Kapitals. Wie jeder Teil des konstanten Kapitals fügt sie dem Produkt den Wert zu, der in ihr selbst enthalten ist, d. h., verteuert es um die Arbeits-zeit, die zu ihrer eignen Produktion erheischt war. ...

In dem Maße, wie die Maschinerie aus ihrer Kindheitsstufe heraustritt, sich von den Di-mensionen und dem Charakter des Handwerkszeugs unterscheidet, das sie ursprünglich ersetzt, wird sie massenhafter und teurer, er-/heischt mehr Arbeitszeit zu ihrer Produktion, steigt ihr absoluter Wert, obgleich sie relativ wohlfeiler wird, d. h., obgleich die wirksamre Maschinerie in dem Verhältnis ihrer Wirksamkeit weniger kostet als die minder wirksame, d. h., das Quantum Arbeitszeit, das ihre eigne Produktion kostet, in viel geringrem Verhältnis wächst als das Quantum Arbeitszeit, das sie ersetzt. Jedenfalls aber steigt ihre absolute Teu-erkeit progressiv, fügt sie also absolut größern Wert der von ihr produzierten Ware hinzu, namentlich im Vergleich zu dem Handwerkszeug oder selbst den einfachen und den auf Teilung der Arbeit beruhenden Instrumenten, die sie im Produktionsprozeß ersetzt. 
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K. Marx, Ökonomisches Manuskript von 1861-63, in Marx-Engels-Werke Band 43, Berlin 1990, S. 318f.



Nota. - Der Ausdruck kommt hier zwar noch nicht vor, aber es geht um den Unterschied, den M. später als den zwischen formeller und reeller Subsumtion der Arbeit unter das Ka-pital beschreiben wird. Die einfache Kooperation - = Teilung der Arbeit - innerhalb dersel-ben Werkstatt könnte ein x-beliebiger Meister einführen, wenn sein Produkt nicht zünftig reglementiert wäre. Aber ein kapitalistischer Unternehmer muss sie einführen, wenn die Konkurrenz ihn zum Einsatz von Maschinen zwingt.

Denn ungezwungen würde er Maschinen niemals einführen: Sie kosten erst einmal viel Geld. Die Konkurrenz - der Warenmarkt - muss erst ein Ausmaß erreicht haben, das ihm wie ein Zwang vorkommt, damit er diese Investition riskiert. Mit andern Worten, das Ka-pital muss schon so weit entwickelt sein, dass ein höherer Grad der Arbeitsteilung (durch-schnittlich) gesellschaftlich notwendig geworden ist.

Es ist dies eine von den vielen Stellen, wo das Soffliche - der Gebrauchswert - unmittelbar in die Formbestimmung eingreift (oder umgekehrt die Formbestimmung in den Gebrauchs-wert; aber das ist logisch dasselbe).
JE, 15. 12. 18


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