aus Marxiana
Der Punkt, wo das Eingreifen des Gebrauchswerts in die Wertbestimmung in die Form-seite, am augenfälligsten, recte: am sinn fälligsten ist, ist schließlich ganz am Anfang
des Prozesses der Wertschöpfung: denn es ist ja der Gebrauchswert, der
je spezifische histo-risch gegebne Gebrauchswert der Arbeitskraft,
nämlich die je bestimmte Produktivität der Arbeit, welche den Wert -
den Tauschwert einer Ware - im Vergleich zu den anderen Wa-ren...
Nein, falsch; der je
besondre Gebrauchswert der Arbeitskraft, die dieses je besondre Kapital
verbraucht, d. h. zu effektiver Arbeit (energeia) aktualisiert,
bestimmt nicht über den Wert der Ware - denn dieser drückt nur das
Prorata des einzelnen Produkts an dem gesellschaft-lichen
Gesamtarbeitstag aus -, sondern bestimmt die Höhe des Profits, den das
Kapital an der einzelnen Ware macht; bestimmt die individuelle
Profitrate dieses besondern Kapitals - nämlich indem sie den
spezifischen Unterschied der individuellen zur allgemeinen,
"durch-schnittlichen" Profirate ausmacht, und darauf, allein darauf
kommt es dem Kapital an: allein auf seinen (Extra-) Profit, nicht auf die Wertproduktion an sich.
Also im Allgemeinen, d.
h. für die reflektierende Abstraktion, ist es so, dass "der Wert" -
nämlich der je geschaffene Neuwert, und um den allein geht es hier -
"geschöpft" wird aus dem Unterschied zwischen Gebrauchs- und Tauschwert
der Arbeitskraft, weil ihr Gebrauchs-wert eben die Arbeit selbst ist.
Der Wert drückt aus den
Anteil, den das individuelle Produkt an der gesellschaftlichen
Ge-samtarbeitszeit "hat"; oder richtiger: den Anteil, auf den er "zu
Recht" Anspruch erheben kann: nicht der Anteil an der Gesamtarbeitszeit, der in ihm tatsächlich verausgabt, sondern derjenige Anteil, der in ihm "vergegenständlicht" ist: nämlich als in ihm vergegenständlich gilt; und ob er "gilt", ist immer eine Frage der 'Anerkennung': allgemeiner Anerkennung...
Zuerst einmal: ob er überhaupt "gilt": nämlich ob die in ihm 'dargestellte', her gestellte
Nützlichkeit in der Gesellschaft ein ihm geltendes Bedürfnis vorfindet,
und das wird unter kapitalistischen Bedingungen immer erst ex post
entschieden: Um sich als Gebrauchs wert bewähren zu können, muss das Produkt zuerst seinen Tausch-wert "realisieren".
Und dann: welcher Anteil ihm "zugerechnet" wird: als
welcher Anteil er "gilt"; und es gilt nicht diejenige Zeit, die
tatsächlich auf seine Herstellung verwendet wurde, sondern es "gilt"
jene Zeit, die irgend ein anderer im Durchschnitt aufwenden müsste, um denselben Gegen-stand hic et nunc zu re produzieren.
Vorausgesetzt ist also immer die durchschnittliche Pro-duktivität der
Arbeit zur gegebnen Zeit, am gegebnen Ort des (beabsichtigten) Austausch-akts. Also das, was hier aktual gilt als "allgemeiner" Parameter, ist de facto lediglich ein em-irisch festgestellter, "geschätzer" Durchschnitt: Der durchschnittliche Gebrauchs wert der Arbeitskraft ist der Maßstab, nach dem der Anteil des Produkts an der gesellschaftlichen Gesamtarbeitszeit bewertet wird; ist also das Maß ihrer "Wertigkeit", aber nicht diese selbst: Diese Wertigkeit selbst, also die Substanz des Werts, ist das Verhältnis
der Gebrauchswerte - besondre Nützlichkeiten alias das Bedürfnis danach
- zur gesellschaftliche verfügbaren Ge-samt(arbeits)zeit: das Verhältnis
- pro rata -, in dem die Gesamtzeit auf die Bedürfnisse ver-teilt wird...
Es soll also "Zeit" auf
"Nützlichkeit" verteilt weden: Das ist so, als sollten Kartoffeln nach
ihrer Seelengröße unterschieden werden. "Zeit" und "Nützlichkeit" sind
an sich selber in-kommensurabel. Es ist schlechterdings unmöglich, das
eine durch - theoretische - Analyse aus dem andern herauszulesen: das
ein immanent im andern darzustellen. Aber wenn es keine Analyse sein
kann, dann muss es ein Akt des Setzens, eine Thesis, und muss insofern
das Eine zu dem Andern ins Verhältnis gesetzt werden, muss es eine Synthesis sein, eine "ur-sprüngliche", die 'nur aus Freiheit möglich' ist; ein Ur teil, praktisches Urteil: Wieviel Zeit will -
'soll' - ich auf dieses Bedürfnis, wieviel auf jenes verwenden? (Es ist
augenfällig, dass die Frage sinnlos wäre, wenn die verfügbare Zeit
nicht knapp ist.) Also ich soll abwä-gen, welches Bedürfnis mir
wichtiger ist als das andre, ich soll eine Rangfolge, Hierarchie der
Bedürfnisse etablieren. 'Ich': das ist die gegebne gesellschaftliche
(All)gemeine.
Unter Bedingungen unmittelbarer Herrschaft von Menschen über andre Menschen - über ihren Willen, über das, was sie in ihrer (Lebens-) Zeit tun - ist
das Problem einfach, oder es ist keins: Die Bestimmung der Prioritäten (das Urteil über die Geltung der Besdürfnisse geht der Produktion
der Gebrauchsgegenstände voraus, "ex ante") ist immer "konkret", d h.
individuell, und darum an keine (immanente) Regel gebunden, die durch
Analyse der Formen erst ans Licht bringen müsste: Hier findet keine "Strukturanalyse" statt, sondern empirische Beschreibung.
[NB. Es ist
nicht die Frage der Rituale, der konventionellen oder sakralen Formen,
in denen die Befehle ausgesprochen werden; sondern die Maximen, nach
denen ihre Inhalte bestimmt sind: Was da an "Regeln", "ökonomischen
Gesetzen" herauszulesen ist, ist nichts anderes als eine empirisch,
nämlich beschreibend nachgewiesene Häufigkeit, die Urteilsakte sind
einander heteronom, der (beschreibende) Historiker kann die ihnen zugrundeliegenden Mo-tive "verstehend deuten", sodann typologisch
klasifizieren und die (ihm bekannten) Phäno-mene, "Fakten", danach
mengenmäßig ordnen; aber immer bleibt er hier Idiograph.]
Bei der Hervorbringung
der den - um ihre verhältnismäßige Geltung konkurrierenden -
Be-dürfnissen entsprechenden nützlichn Gegenstände geht, mit der
Zunahme individuellen Geschicks bei den Produzenten - "Qualität",
Produktivität der Arbeit - immer mehr Ge-schick in das Produkt selbst
ein: als dessen "höhere", größere Nützlichkeit, und das wird wesentlich,
indem der produzierte Gegenstand selber Arbeitsmittel wird,
Produktionsin-strument. Indem die spezifische Nützlichkeit -
Gebrauchswert - der Produkte zunehmend von der "Qualität" - der in ihnen
als deren eignes Geschick vergegenständlichten Geschick-lichkeit der
Produzenten - der Arbeitsmittel abhängt, erlangt die Herrschaft
über das Ar-beitsmittel wachsende Bedeutung gegenüber der unmittelbaren Herrschaft über Menschen: Privateigentum am Arbeitsmittel statt
persönlicher Herrschaft über den Arbeiter. Insofern ist das feudale
Grundeigentum in (West!-) Europa der Beginn der Entwicklung zum
Kapi-talismus.
4. 5. 88
Formbestimmend ist der
Gebrauchswert der Arbeit von Anbeginn, indem ihre zunehmende Qualität in
die höhere Qualität der Produkte eingeht und, sofern das Produkt selbst
zum Arbeitsmittel wird, die Arbeitsmittel gegenüber der Arbeit ein
wachsendes Gewicht erhal-ten. Am Ende steht das fixe Kapital, das als
digitaler Automat alle Arbeit selber übernimmt: Der Gebrauchswert hat
die Form "zu Tode bestimmt".
2. 1. 17
Mittwoch, 14. August 2024
Wie der Gebrauchswert in die Formbestimmung eingreift.
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