zu Philosophierungen, oder Das Vernunftsystem
In Hinblick auf die Vernunft sind
nicht alle Zwecke von derselben Qualität. Es gibt Zwecke, die die
Erhaltungsfunktionen des Lebens berühren - vorteilhaft oder
unvorteilhaft. Betref-fen sie die Erhaltungsfunktionen der Gattung, ist
der Vorteil aller der Zweck. Da die Gat-tung kein wollendes Subjekt ist,
ist der Vorteil Aller nicht absehbar. Zweck eines zum Wol-len befähigten
Individuums ist Selbsterhaltung. Ist der individuelle Zweck.
Für
Lebewesen, die gattungsmäßig in Gemeinschaft leben, kann prinzipiell
jeder Vorteil des einen ein Nachteil für den andern sein. Welche Zwecke
von Vorteil für Alle ist, kann sich nur in der Gattungssgeschichte
erweisen. Solange eine gemeinschaftliche Reflexion mangels
gemeinschaftlicher Instanzen nicht möglich ist, müssen natürliche
Selektion und Anpas-sung über viele Generationen für eine habituelle
Verbindlichkeit der Arterhaltungszwecke sorgen. Tradierung durch
Bewusstsein geschieht innerhalb der unmittelbaren Lebensge-meinschaften
als Gruppenmoral. Das ist der Forschungsgegenstand der Ethologie und der Anthropologie.
Vernunft
ist die Technik, durch die die Menschen der Selektion durch Trial And
Error mit ihren möglichen Katastrophen zuvorkommen. Sie wird
erforderlich, wo sich aus den ur-sprünglichen Sippengemeinschaften
größere und komplexere Sozialformen bilden: Staaten. Tradierungen durch
Gruppenmoral und Familienethos sind für den Erhalt eines Gemein-wesens, in
dem widerstreitende Zwecke die Regel sind, nicht sicher genug. Gesellschaft in specie, nämlich die bürgerliche, braucht das Recht. Einzig mögliches Medium des Rechts ist Vernunft.
20. 1. 20
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