ingolstadt aus Marxiana
Innerhalb des Systems der bürgerlichen Gesellschaft daher folgt auf den
Werth unmittelbar das Capital.
In der Geschichte gehn andre Systeme vor,
die die materielle Grundlage der unvollkomm-nern Werthentwicklung bilden.
Wie der Tauschwerth hier nur nebenher spielt neben dem Gebrauchswerth,
erscheint nicht das Capital sondern das Grundeigenthumsverhältniß als seine
reale Basis.
Das moderne Grundeigenthum kann dagegen gar nicht begriffen
werden, weil es nicht exi-stiren kann, ohne die Voraussetzung des Capitals
und es erscheint historisch in der That als eine durch das Capital bewirkte,
sich adaequat gesezte Form der vorhergehenden histori-schen Gestalt des
Grundeigenthums. Es ist grade in der Entwicklung des Grundeigenthums,
worin daher der allmählige Sieg und Herausbildung des Capitals studirt
werden kann, weß-wegen Ricardo, der Oekonom der modernen Zeit, mit
grossem historischen Sinn die Ver-hältnisse von Capital, Lohnarbeit, und
Grundrente innerhalb der Grenzen des Grundei-genthums betrachtet hat, um
sie in ihrer spezifischen Form zu fixiren.
Das Verhältniß des industriellen
Capitalisten zum Grundeigenthümer erscheint als ausser-halb des
Grundeigenthums liegende Beziehung. Aber als Verhältniß des modernen
farmer
zum Grundrentner erscheint es als immanentes Verhältniß des
Grundeigenthums selbst und das andre als nur in seiner Beziehung zum
Capital
mehr existirend, gesezt.
Die Ge-schichte des Grundeigenthums, die die allmählige Verwandlung des
Feudalen Landlords in den Grundrentner, des
erbsässigen halbtributären und oft unfreien Leibpächters in den mo-dernen
Farmer, und der dem Grunde angehörigen angesessenen Leibeignen und
Frohnbäu-ern in Ackerbautaglöhner nachwiese, wäre in der That die
Geschichte der Bildung des mo-dernen Capitals. Sie würde die Beziehung
zum
städtischen Capital, Handel etc in sich schliessen.
Wir haben es aber hier
mit der gewordnen, auf ihrer eignen Grundlage sich bewegenden bürgerlichen Gesellschaft zu thun.
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K. Marx, Grundrisse, MEGA II/1.1, S. 175 [MEW 42, S. 177f.]
Nota. - Hier sind wir noch in Heft II des Manuskripts der Grundrisse.
Noch 'folgt auf den Wert unmittelbar das Kapital'; nämlich für die
logische Betrachtung. Dass die historische Betrachtung vielmehr die
Entwicklung des Kapitals aus dem Grundeigentum betrachten müsste,
bemerkt Marx schon; aber er glaubt immer noch, den logischen Prozess
unabhängig von und vor der historischen Entwicklung darstellen zu
können. So wird er das eine ums andre Mal versuchen, den Begriff des Mehrwerts aus dem Begriff des Werts zu entwickeln.
Es wird ihm nicht gelingen, und so entschließt er sich schließlich in Heft VII, die histori-sche Darstellung der sogenannten ursprünglichen Akkumulation des Kapitals selbst zu unternehmen und die Vertreibung des Landvolks vom Boden als historisch faktische Be-dingung der Lohnarbeit und insofern als 'logische' Voraussetzung der Mehrwerts zu be-schreiben: im sog. "Formenkapitel", MEW 42, S. 383-420.
JE, 22. 8. 15
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