Samstag, 7. Dezember 2024

Kapital als Prozess.

                                                                             aus Marxiana

Insofern das Capital in jedem Moment des Processes selbst die Möglichkeit des Uebergehns in seine andre, nächste Phase und so die Möglichkeit des ganzen Processes ist, der den Le-bensakt des Capitals ausdrückt, so erscheint jedes der Momente potentialiter als Capital – daher Waarencapital, Geldcapital – neben dem im Productionsprocess als Capital sich set-zenden Werth. 

Die Waare kann Capital darstellen, so lange sie sich in Geld verwandeln, also Lohnarbeit kaufen kann (Surplusarbeit); dieß nach der Formseite hin, die aus der Circulation des Capi-tals geschöpft ist. Nach / der Stoffseite hin bleibt sie Capital, so lange sie Rohmaterial (ei-gentliches oder Halbfabrikat), Instrument, Lebensmittel für die Arbeiter ausmacht. Jede dieser Formen ist potentielles Capital. Das Geld ist einerseits das realisirte Capital, das Ca-pital als realisirter Werth. Es ist nach dieser Seite (als Schlußpunkt der Circulation betrach-tet, wo es denn auch als Ausgangspunkt betrachtet werden muß) das Capital ϰατ ̓ ἐξοχήν. 

Es ist dann wieder Capital in Bezug auf den Productionsprocess speciell, so weit es sich gegen lebendige Arbeit umtauscht. In seinem Umtausch gegen Waare (Rückkauf des Roh-materials etc) durch den Capitalisten erscheint es dagegen nicht als Capital, sondern als Cir-culationsmittel; nur verschwindende Vermittlung, wodurch der Capitalist sein Product ge-gen die Urelemente desselben austauscht. 
_____________________________________________________
K. Marx, Grundrisse, MEGA II/1.2  S. 522f. [MEW 42, S. 537]

Nota. - Der Verfasser stellt den Vorgang vom Gesichtspunkt des Kapitals aus dar: Unter diesem Gesichtspunkt ist es Subjekt eines Prozesses. Als Subjekt betrachtet, wechselt es die Rollen, fungiert mal so, mal so. Wenn der Verfasser die Rollen, Funktionen zugleich als Be-griffe auffasst, muss es ihm so vorkommen, als ob sie ineinander 'umschlügen'.

Nun ist das Kapital nicht wirklich Subjekt, sondern nur in der Abstraktion. In der Wirklich-keit ist es ein tätiges Verhältnis zwischen Personen. Was in den Begriffen als unterschiedli-che Rollen, Funktionen dargestellt war, sind in der Wirklichkeit vom Analytiker identifizier-te und isolierte Momente eines systemischen Interaktionsprozesses zwischen handelnden Menschen. 
JE,
22. 9. 15



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Noumena.*

                                        zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik    Ein Begriff, der uns in die intelli...