Ach, was für eine vertane Chance!
Fangen wir in der Mitte an - wo er von der Hegel'schen Richtung redet. Damit meint er "die Dialektik", der man insbesondere Marx zugerechnet hat. Damit kommen wir gleich zur Sa-che selbst: Marx hat zwar seine Studien mit Hegel begonnen und dabei die Spur für sein ganzes Werk gelegt. Das ganze Werk beruht freilich darauf, dass er die Hegel'sche Methode ihrer metaphysischen Mystifikation entkleidet und darunter das kritische 'analytisch-synthe-tische Verfahren' von Fichtes Wissenschaftslehre wieder freigelegt hat. Der Knotenpunkt bei dieser Mystifikation war eben die mutwillige Vermengung von realem Gegensatz und logischem Widerspruch gewesen - auf den die böswillige Vermengung von Sein und Gelten zurückgeht.
Zwar unterscheidet Warkus zwischen dem 'rein' logischen und dem 'performativ' logischen Widerspruch - der eine liegt im Satz selbst, der andere liegt im Subjekt, das nacheinander zwei Sätze ausspricht, vom dem der eine das Gegenteil vom andern behauptet. Das ist aber schon ein Derivat. Der ursprüngliche Unterschied ist jedoch, dass das Subjekt hier als ein reales aufgefasst wird, der Satz aber als ein bloß gedachter.
In der Realität steht die Aussage des Subjekts im Gegensatz zu der anderen Aussage - die zweit verschiedenen Subjekten gleichzeitig oder auch vom selben Subjekt nach einander 'performt' werden können. Sie können einander dann wohl immer noch ausschließen; aber sie können auch als einerseits/andererseits mit einander bestehen; was nach gesundem Menschenverstand ein logischer Widerspruch nicht kann, ohne sinnlos zu werden.
Der
springende Punkt: Das analytisch-synthetische Verfahren Fichtes ist
das Fortschreiten des performenden Subjekts von der Unbestimmtheit zur
Bestimmung: als der Gang der Ver-nunft selber - im und durch das Subjekt! Nichts geschieht, was nicht durch ein 'Ich' gesetzt wird. Und das Bestimmen eines Unbestimmten ('Bestimmbaren') als dieses ist Setzen-als und geschieht durch Entgegen setzen - links/rechts, vorne/hinten, oben/unten. Der Ge-gensatz eröffnet ein - neues - Bedeutungsfeld. Ist das Feld - 'Gesichtspunkt' - einmal fest-gestellt, sind logische Widersprüche
natürlich nicht statthaft. Neue Gegensätze würden da-gegen "auf höherem
Gesichtspunkt" eine neue Bedeutungsebene eröffnen: So schreitet
Vernunft fort; richtiger: wird vorangetrieben vom 'setzenden' Subjekt. Und
von nichts an-derem als dem Fortschreiten von Intelligenzen in der
Vernunft handelt nach Fichte die Phi-losophie; alles andere ist Sache
reeller Wissenschaften.
Ein Subjekt gibt es bei Hegel, allem Wortschwall zum Trotz, nicht. Bei ihm ist es die - "dia-lektische" - Logik selber, die forschreitet. Wie das? Im Begriff ist auf okkulte Weise der Wi-derspruch schon enthalten, nicht nebeneinander, sondern drin, und dies führt zu seinem "Umschlagen" in sein Gegenteil, und auf ebenso okkulte Weise "vereinigen" sie sich wieder "auf höherer Ebene", ohne dass man erkennen könnte, wer oder was sie dort hin"aufhebt".
Das
geschieht alles von selbst, historisch-empirische Intelligenzen spielen
nur als Vehikel ihre zufällige Rolle. Bei Fichte dagegen muss ein Ich
ohne Unterlass tätig sein, wenn irgend-was geschehen soll - nämlich im
Fortschritt der Vernunft.
Kommentar zu Widerspruch und Gegensatz, JE, 3. 7. 21
Ein Ding ist etwas, das 'meiner Tätigkeit Widerstand leistet'. Es ist so real, wie meine Tätig-keit ist. Die Welt ist nicht 'real', sondern eine gedachte Astraktion: der Inbegriff von 'Allem, was meiner Tätigkeit Widerstand leistet' - und 'meine Tätigkeit' ist so mannigfaltig wie das, was ihr Wider-stand leistet. 'Es gibt' die Welt nur für die Reflexion - ideal; real sind nur mei-ne Tätigkeiten und ihre Widerstände.
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