Freitag, 20. Dezember 2024

Die Bedingungen für die Entstehung des Systems sind nicht die Regeln seines Fortbestands.

                                                                                            aus Marxiana 
 
Wenn z. B. das Weglaufen der Leibeignen in die Städte eine der historischen Bedingungen und Voraussetzungen des Städtewesens ist, so ist es keine Bedingung, kein Moment der Wirklichkeit des ausgebildeten Städtewesens, sondern gehört zu seinen vergangnen Voraus-setzungen, den Voraussetzungen seines Werdens, die in seinem Dasein aufgehoben sind. Die Bedingungen und Voraussetzungen des Werdens, des Entstehns des Capitals unter-stellen eben, daß es noch nicht ist, sondern erst wird; sie verschwinden also mit dem wirk-lichen Capital, mit dem Capital das selbst, von seiner Wirklichkeit ausgehend, die Bedingun-gen seiner Verwirklichung sezt. 

So z. B. wenn bei dem ursprünglichen Werden des Geldes oder des für sich seienden Werths zu Capital eine Accumulation – sei es durch Ersparung an den durch eigne Arbeit geschaffnen Producten und Werthen etc – auf Seiten des Capitalisten vorausgesezt ist, die er als Nichtcapitalist vollbracht hat – wenn also die Voraussetzungen des Werdens des Gel-des zu Capital als gegebne äussere Voraussetzungen für die Entstehung des Capitals erschei-nen – so, sobald das Capital als solches geworden ist, schafft es seine eignen Voraussetzun-gen, nämlich den Besitz der realen Bedingungen für Schöpfung von Neuwerthen ohne Aus-tausch – durch seinen eignen Productionsprocess. 

Diese Voraussetzungen, die ursprünglich als Bedingungen seines Werdens erschienen – und daher noch nicht von seiner Action als Capital entspringen konnten – erscheinen jezt als Re-sultate seiner eignen Verwirklichung, Wirklichkeit, als gesezt von ihm – nicht als Bedingun-gen seines Entstehens, sondern als Resultate seines Daseins. Es geht nicht mehr von Vor-aussetzungen aus, um zu werden, sondern ist selbst vorausgesezt, und von sich ausgehend, schafft die Voraussetzungen seiner Erhaltung und Wachsthums selbst. 
__________________________________________________
K. Marx, Grundrisse, MEGA II/1.2, S. 368 [MEW 42, S. 372]


Nota. - Der 'Grund' eines Systems liegt außerhalb seiner und kommt in ihm nicht vor, und die immanente, "logische" Analyse kann ihn nicht ergründen. - Dieser Gedanke kommt in der ontologischen Dialektik Hegels natürlich nicht vor: Da ist durchgehend das Eine, als Substanz gefasste Große Subjekt am Wirken. Nun ist Hegels Dialektik eine dogmatische Parodie der kritischen, analytisch-synthetischen Methode Fichtes. Der Gedanke, dass der Grund eines Systems nur außerhalb seiner gefunden werden kann, ist dort ein durchgän-giges Denkmotiv. Wer das, was an Hegel allenfalls brauchbar ist, vom Kopf auf die Füße stellen will, wird sich bei Fichte wiederfinden.
JE 28. 8. 15





Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Noumena.*

                                        zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik    Ein Begriff, der uns in die intelli...