Im Arbeitsproceß tritt der Arbeiter als Arbeiter in ein normales, durch die Natur und den Zweck der Arbeit selbst bestimmtes thätiges Verhältniß zu den Productionsmitteln. Er eig-net und behandelt sie als blosses Mittel und Material seiner Arbeit. Die selbstständige, an sich fest-/haltende und ihren eignen Kopf habende Existenz dieser Productionsmittel, ihre Trennung von der Arbeit, wird jezt thatsächlich aufgehoben. Die gegenständlichen Bedin-gungen der Arbeit treten in ihrer normalen Einheit mit der Arbeit, als blosse Materie und Organe ihres schöpferischen Wirkens auf.
Das Fell, das der Arbeiter gerbt, behandelt er als blosen Gegen- stand seiner productiven Thätigkeit, nicht als Capital. Er gerbt nicht dem Capitalisten die Haut. So weit der Produc-tionsproceß blos Arbeitsproceß ist, verzehrt der Arbeiter in diesem Prozeß die Productions-mittel als blosse Lebensmittel der Arbeit. So weit aber der Productionsproceß zugleich Ver-werthungsproceß ist, verzehrt der Capitalist in ihm das Arbeitsvermögen des Arbeiters oder eignet sich die lebendige Arbeit als Lebensblut des Capitals an. Das Rohmaterial, überhaupt der Arbeitsgegenstand, dient nur dazu, fremde Arbeit einzusaugen und das Arbeitsinstru-ment dient nur als Conductor, Leiter für diesen Einsaugungsprozeß.
- Der Stoff und seine Formen.
- Das bildende Vermögen und der formlose Stoff.
- Geltende Form und gleichgültiger Stoff.
Indem das lebendige
Arbeitsvermögen den gegenständlichen Bestandtheilen des Capitals
einverleibt ist,
wird dieß zu einem belebten Ungeheuer, und fängt an zu wirken „als hätt'
es Lieb' im Leibe“. Da die Arbeit blos in einer bestimmten nützlichen
Form Werth schafft und da jede besondre nützliche Art Arbeit Material
und Mittel von spezifischem Gebrauchs-werth erheischt, Spindel und
Baumwolle u. s. w. für die Spinnarbeit, Amboß, Hammer und Eisen für die
Schmiedearbeit u. s. w., kann die Arbeit nur eingesaugt werden, soweit
das
Capital die Gestalt der für bestimmte Arbeitsprocesse erheischten
spezifischen Produc-tionsmittel annimmt und nur in dieser Gestalt kann
es leben-
dige Arbeit einsaugen.
Hier sieht man also, warum dem Capitalisten, dem
Arbeiter und dem politischen Oeko-nomen, der den Arbeitsproceß nur als
vom Capital angeeigneten Arbeitsproceß zu denken fähig ist, die stofflichen
Elemente des Arbeitsprocesses wegen ihrer stofflichen Eigen-schaften als
Capital gelten und warum er unfähig ist, ihre stoffliche Existenz als blosser
Factoren des Arbeitsproceßes los zu lösen von der mit ihnen verquickten
gesellschaftlichen Eigenschaft, die sie zu Capital macht. Er kann das nicht,
weil wirklich derselbe identische Arbeitsproceß, dem die Productionsmittel
durch ihre stofflichen Eigenschaften als blosse Lebensmittel der Arbeit
dienen, dieselben Productionsmittel in blosse Einsaugungsmittel der Arbeit
verwandelt.
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K. Marx, Ökonomisches Manuskript
1863-1865, MEGA II/4.1, S. 80f.
Nota I. - Das Anschauliche, Historische, Qualitative - all das ist Stoff, an dem diese oder jene Form erscheint. Die Form macht den Stoff für menschliche Zwecke nützlich oder un-nütz, doch ohne Stoff gibt es sie nicht.* Es gibt keinen Stoff ohne Form (Was nicht erscheint, ist kein Stoff), doch welche Form das ist, bedarf noch weiterer Bestimmung; aber der Stoff ist, was und wie er ist. Die gesellschaftliche Eigenschaft ist gegenüber seiner stofflichen Exi-stenz die formale
Bestimmung. Beide von einander zu unterscheiden ist ein dialektisches
Kunststück, das nur dem reflektierenden Analytiker gelingt - wenn er will. Und im konkre-ten Fall ist das eine politische Bedingung.
31. 8. 18
*) Stoff ist das Bestimmbare, Form ist Bestimmung, geformter Stoff ist bestimmt.
Nota II. - Stoff ist nicht am Anfang. Am Anfang ist die Erscheinung. Die Erscheinung ist sinnlich erfahrbar durch ihre Form. Dass unter der Erscheinungsform ein Etwas verborgen liegt, das erscheint, wird nicht selber wahr genommen, sondern infolge einer Reflexion für wahr genommen: geschluss folgert. Dieses Etwas musste Form haben, um überhaupt ge-merkt zu werden. Was immer am Stoff gemerkt wird, ist eine Bestimmung, der gegenüber dem Soff selbst als einzige Bestimmtheit seine Bestimmbar keit zukommt; nicht an sich, sondern für einen, der ihn an seiner Form bemerkt.
JE
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