... das [vom ästhetischen Sinn] entworfene Bild würde nicht minder gefallen, wenn es leer wäre, und es gefällt nicht mehr, weil es zufälligerweise zugleich Erkenntnis enthält. - So musste es denn auch sein, [...] wenn beide unverträgliche Triebe, - der, die Dinge zu lassen, wie sie sind, und der, sie überall und ins Unendliche umzuschaffen, - sich vereinigen und einen einzigen unteilbaren Menschen darstellen sollten, [...] - wenn beide Triebe Ein und derselbe Trieb sein, und nur die Bedingungen seiner Äußerung verschieden sein sollten.
Der Trieb konnte nicht auf die Vorstellung des Dinges gehen, ohne überhaupt auf die Vor-stellung um ihrer selbst willen zu gehen, und ebenso unmöglich war ein Trieb, auf das Ding selbst einzuwirken und es umzuarbeiten, nach einer Vorstellung, die außer aller Erfahrung, und über alle mögliche Erfahrung hinausliegen sollte, wenn es nicht überhaupt Trieb und Vermögen gab, unabhängig von der wirklichen Beschaffenheit der Dinge Vorstellungen zu entwerfen.
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J. G. Fichte, Über Geist und Buchstab in der Philosophie [1794] SW VIII S.
281Nota. - Das ist der entscheidende Punkt: Es muss eine Vorstellung lediglich um ihrer selbst willen - eine, die 'ohne Interesse gefällt' - schon möglich sein, wenn es überhaupt möglich werden sollte, Dinge nach Bildern zu schaffen, die 'über alle mögliche Erfahrung hinauslie-gen'. - Und da es 'historisch' möglich geworden ist, muss man notwendig schließen, dass die Voraussetzung gegeben war. Mit andern Worten, es muss ein ästhetisches Vermögen schon gegeben haben, damit die Einbildungkraft produktiv werden konnte.
JE, 21. 5. 14
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