Samstag, 19. Oktober 2024

Ein historisches, aber unphilosophisches Missverständnis.

Satyr                                     aus Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik

Das Missverständnis der Wissenschaftslehre als einer Bewusstseinsphilosophie hat gar keine philosophischen, aber um so schwerer wiegende philosophiegeschichtliche Ursachen. 

Wer, wie ein Philosoph, nur den Texten nachgeht, findet in Fichte einen - wie er selber meinte - Radikalisierer und (beinahe) Vollender der Kant'schen Vernunftkritik. 'Bewuss-sein' kommt als Wort natürlich auch bei Kant vor, aber nicht thematisch, nicht als eine besondere Entwicklungsstufe des Geistes - denn auch dieser tritt bei Kant lediglich als Zeichen, nicht aber als bestimmter Begriff auf. 

Wer aber, als Historiker, zuerst nach den Wirksamkeiten der Autoren fragt, dem erscheint Fichte nicht als Nachfolger von Kant, sondern als Wegbereiter und Vorläufer von Hegel: "Von Kant zu Hegel" heißt die Parole. Bei Hegel ist freilich das Bewusstsein eine besondere und unterscheidbare Stufe im Selbstwerdungsgang des Geistes, ohne Es kommt das Abso-lute Wissen nicht zu Stande. 

Doch Fichte ging es nicht, wie Hegel, um ein System von Allem, Subjektives und Objekti-ves in einem Sack, sondern um ein System der Vorstellungen von Allem, was die positive Wissenschaft seiner Zeit zusammenzutragen im Begriffe war, als Maßstab dafür, was davon pragmatisch gelten durfte in Verfolgung von verantwortbaren Zwecken. 

Das ist ein Denkprogramm, das der realen Wissenschaft ein Feld ohne Grenzen eröffnet. Das Hegel'sche System war dagegen, wie der Franzose sagt, ein cul de sac. Es ist doppelt untergegangen einmal als Tragödie, ein andermal als Farce. Als sein Vorläufer dargestellt zu werden ist mindestens eine Unfreundlichkeit
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31. 1. 18

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