Mittwoch, 23. Oktober 2024

Stoff und Form und Bestimmbares und Bestimmung.

                                                           zu Philosophierungen

Stoff ist, was er eben ist: alles mögliche oder auch gar nichts. Wenn er bloß mit sich selber wäre, oder an sich, wäre er ohne alle Eigenschaft.

Doch ganz allein mit sich selber kommt der Stoff nicht vor - mir nicht und keinem sonst. Sobald er mir vorkommt, habe ich ihn mir in irgendeiner Hinsicht bereits angeeignet; wenn ich ihn beispielswese sehe, sieht er so oder so 'aus' - nämlich mir. Was ich als eine Eigen-schaft von ihm auffasse, verdankt er ebensogut mir.

Habe ich seine Form - nämlich wie er mir vorkommt - bestimmt? Na, nicht die Form sel-ber, die muss schon dagewesen sein, bevor er mir vorkam; aber doch, was diese Form zu bedeuten hat - nämlich mir oder einem andern. Diese Bedeutung wiederum war schon da - nämlich bei mir oder einem andern -, bevor die Form mir vorkam

Was bedeutet die Bedeutung? Alles, was ich mit irgendwas - Form, Stoff, gleichviel - anfan-gen kann. Was denn anfangen? Seine Aneignung: seine Anpassung an irgendeine Absicht, die ich gegen ihn hegen könnte. Seine Eignung zum Angeeignetwerden muss ich erkennen.

Es mag immer sein, dass ich mir eine Absicht überhaupt erst einfallen lassen muss, nach-dem er mir vorgekommen ist - aber es muss doch schon meine Absicht sein. Und es mag sein, dass seine vorgefundene Form dann der Absicht doch nicht ganz genügt. Dann muss ich entweder aus der vorgefundenen eine selbstgemachte Form machen - seine Form an-ders bestimmen -; oder meine Absicht anders bestimmen, genauer, feiner, weniger endgül-tig: un bestimmter. 

Was das Bestimmbare und Stoff, was die Bestimmung und Form jeweils ist, hängt durchaus von den Umständen ab. Was immer Gegenstand für mich wird, nämlich meiner Absicht entgegensteht und überwunden werden muss, ist auf der einen, die Absicht und die über-windende Tätigkeit sind auf der andern Seite. Der Gegenstand mag in alle Ewigkeit für sich ganz allein bleiben und niemandes Gegen stand werden, dessen Absicht er entgegen stehen könnte. Die Absicht, nämlich die ihr entsprechende Tätigkeit, kann das nicht. Ohne letztere kämen die beiden nie zusammen und entstünde nie ein Umstand, in dem es etwas zu be-stimmen gäbe. Das eine ist nur Bedingung, das andere Verwirklichung.
23. 11. 20



Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE 

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