Alle Kannegießereien um Geist und Materie verfahren dogmatisch. Dogmatisch ist nämlich die Frage selbst, indem sie den Dualismus schon voraussetzt. Das ist aber unstatthaft.
Sachlich begründete Aussagen können wir nur über Dinge treffen, von denen wir Erfah-rung haben. Erfahrung von Geist haben wir aber nur, soweit er der von Menschen ist. Die Annahme eines Geistes außerhalb des Menschen ist lediglich eine Projektion, die ihrerseits auf einer Abstraktion beruht. Ob und unter welchen Voraussetzungen sie statthaft sind, ist eine Frage für sich, aber sie ist ihrerseits nicht durch Erfahrung entscheidbar.
Phänomenal kommt Geist nur am Menschen vor. Im Menschen? Schon davon können wir nichts wissen, denn als solcher lässt er sich nicht beobachten, weder am noch im Menschen. Auf das, was wir Geist nennen, schließen wir nur aus einem Phänomen, das wir modal von allen andern Phänomenen unterscheiden können - aus dem Handeln. Denn es geschieht um/zu, es geschieht in einer Absicht. Es mag in Wahrheit in einer anderen Absicht gesche-hen als sich der Handelnde vorstellt, und es mag auch dann mit Absicht geschehen, wenn er nichts davon weiß. Wenn aber eine Tätigkeit lediglich reflexhaft, lediglich von außen veran-lasst ist, dann stellen wir sie uns als Mechanismus vor und eben nicht als Handlung.
Da
sei aber der phänomenale Weg verlassen, sobald nicht gemessen, sondern
vorgestellt wird? Das Messen hat erstens selbst nur einen Sinn, sofern
man sich dabei etwas vorstellen kann. Und zweitens ist Absicht nicht
einmal phänomenal 'gegeben': Sie muss selber absichts-voll an genommen, nämlich dem Handelnden ab genommen
werden; indem der Vorstellen-de die Absicht versuchweise vorstellt und
findet, dass er's getroffen hat. Denn sie sind beide vom selben
Stoff, sind beide Absicht, und nur daher kann die eine der andern erscheinen. Mehr ist vom Geist nicht erfahrbar. Ausdenken kann man aber alles mögliche und sogar unmögliche.
1. 8. 21
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