aus Marxiana
„Die Arbeit ist die Quelle alles Reichtums und aller Kultur, und da
nutzbringende Arbeit nur in der Gesell- schaft und durch die Gesellschaft
möglich ist, gehört der Ertrag der Arbeit unverkürzt, nach gleichem
Rechte, allen Gesellschaftsgliedern.“
Erster Teil des Paragraphen: „Die Arbeit ist die Quelle alles Reichtums und aller Kultur.“
Die Arbeit ist nicht die Quelle alles Reichtums. Die Natur
ist ebensosehr die Quelle der Gebrauchswerte (und aus solchen besteht
doch wohl der sachliche Reichtum!) als die Ar-beit, die selbst nur die
Äußerung einer Naturkraft ist, der menschlichen Arbeitskraft. Jene
Phrase findet sich in allen Kinderfibeln und ist insofern richtig, als unterstellt
wird, daß die Arbeit mit den dazugehörigen Gegenständen und Mitteln
vorgeht.
Ein sozialistisches Programm darf aber solchen bürgerlichen
Redensarten nicht erlauben, die Bedingungen zu verschweigen, die ihnen allein einen Sinn geben. Nur soweit der Mensch sich von vornherein als Eigentümer zur Natur, der
ersten Quelle aller Arbeitsmittel und -ge-genstände, verhält, sie als ihm
gehörig behandelt, wird seine Arbeit Quelle von Gebrauchs-werten, also
auch von Reichtum.
Die Bürger haben sehr gute Gründe, der Arbeit übernatürliche Schöpfungskraft
anzudich-ten; denn grade aus der Naturbedingtheit der Arbeit folgt, daß
der Mensch, der kein andres Eigentum besitzt als seine Arbeitskraft, in
allen Gesellschafts- und Kulturzuständen der Sklave der andern Menschen
sein muß, die sich zu Eigentümern der gegenständlichen
Ar-beitsbedingungen gemacht haben. Er kann nur mit ihrer Erlaubnis
arbeiten, also nur mit ihrer Erlaubnis leben.
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aus Marx, Randglossen zum Programm der deutschen Arbeiterpartei ("Kritik des Gothaer Programms") in MEW 19, S. 13
Nota I. - Das Gothaer Programm war als Plattform für die Vereinigung der Lassalleaner mit den 'marxistischen' Eisenachern
in einem Kuhhandel entstanden. Da die Lassalleaner in der Sache überall
nachgeben mussten, wollten sie wenigstens auf dem Papier kompensiert
wer-den. Das Ergebnis war ein heilloses Mischmasch aus allerlei
sozialistischen Phrasen ver-schiedenster Provenienz. Marx und Engels
waren geneigt, sich von diesem Potpourri öf-fentlich zu distanzieren. Sie
ließen sich von Bebel und Liebknecht schließlich doch über-reden.
Die Arbeit
machen typischerweise die Apologeten der bürgerlichen Wirtschaftsordnung
zum Fetisch. Da tun sie die Unternehmer und die Unternommenen in einen
Sack und lassen unter den Tisch fallen, dass die sachlichen Bedingungen, die wirkliche Arbeit über-haupt erst möglich machen, von einer Seite her vorab monopolisiert sind - und es sieht fast so aus, als täten sie den Eigentümern des Arbeitsvermögens einen Gefallen, wenn sie ihnen die erforderlichen Arbeitsmittel 'überlassen'. Dass das Monopol über die Arbeitsmittel aus einer vorangegangenen Okkupation hervorgegangen ist, gerät im Weihrauch aus dem Blick.
19. 12. 18
Nota II. - Diesen Satz sollte man einrahmen und übers Sofa hängen: 'Nur soweit der Mensch sich von vornherein als Eigentümer zur Natur, der
ersten Quelle aller Arbeitsmittel und -ge-genstände, verhält, sie als ihm
gehörig behandelt, wird seine Arbeit Quelle von Gebrauchs-werten, also
auch von Reichtum.' Die Natur allein macht keinen Kohl fett.
JE,
Nota. Das
obige Bild gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie
der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht
wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE
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