Mittwoch, 2. Oktober 2024

Über die drei Bände des 'Kapital'.

photoextrakt                                                     aus Marxiana 

Im ersten Buch wurden die Erscheinungen untersucht, die der kapitalistische Produktions-proceß, für sich genommen, darbietet, als unmittelbarer Produktionsproceß, bei dem noch von allen sekundären Einwirkungen ihm fremder Umstände abgesehn wurde. 

Aber dieser unmittelbare Produktionsproceß erschöpft nicht den Lebenslauf des Kapitals. Er wird in der wirk-lichen Welt ergänzt durch den Cirkulationsproceß, und dieser bildete den Gegenstand der Untersuchungen des zweiten Buchs. Hier zeigte sich, namentlich im dritten Abschnitt, bei Betrachtung des Cirkulationsprocesses als der Vermittlung des gesell-schaftlichen Reproduktionsprocesses, daß der kapitalistische Produktionsproceß, im Gan-zen betrachtet, Einheit von Produktions- und Cirkulationsproceß ist. 

Worum es sich in diesem dritten Buch handelt, kann nicht sein, allge/meine Reflexionen über diese Einheit anzustellen. Es gilt vielmehr, die konkreten Formen aufzufinden und darzustellen, welche aus dem Bewegungsproceß des Kapitals, als Ganzes betrachtet, her-vorwachsen. In ihrer wirklichen Bewegung treten sich die Kapitale in solchen konkreten Formen gegenüber, für die die Gestalt des Kapitals im unmittelbaren Productionsproceß, wie seine Gestalt im Cirkulationsproceß, nur als besondere Momente erscheinen. 

Die Gestaltungen des Kapitals, wie wir sie in diesem Buch entwickeln, nähern sich also schrittweis der Form, worin sie auf der Oberfläche der Gesellschaft, in der Aktion der verschiedenen Kapitale auf einander, der Kon-kurrenz, und im gewöhnlichen Bewußtsein der Produktionsagenten selbst auftreten. 
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K. Marx, Das Kapital III, MEGA II.15; S. 29f. [MEW 25, S. 33] 



Nota I. - So im Dritten Band. Den hat M. nicht selbst vollendet und für die Veröffent-lichung redigiert. Tatsächlich entstammt er einem früheren Bearbeitungsstadium als der einzige von M. fertiggestellte Erste Band. Wer weiß, wie M.s endgültige Fassung ausgesehen haben würde! Doch auf jeden Fall zeigt die obige Stelle, wie Marx es gemeint hat. Der 'un-mittelbare Produktionsprozess' ist unmittelbar nur im Begriff. Tatsächlich stellt er den höch-sten Abstraktionsgrad dar, zu dem die Kritik der Politischen Ökonomie aufsteigt. Die Bän-de II und III steigen wieder abwärts zu den tatsächlichen Vorgängen herab, wie sie dem Be-obachter erscheinen; als zweite Stufe der Darstellung die erste Stufe der Abstraktion: die bürgerliche Wirtschaftsweise als Austausch und Konkurrenz; erste Abstraktion nämlich vom Gesamtprozess, wie er vor unsern Augen liegt.

Alle hegelianisierende Versuche der sechziger und siebziger Jahre, den 'Kapitalbegriff' von den Grundrissen und vom Ersten Band her zu verstehen, konnten logischer (!) Weise nur zu mehr oder minder mystifierter Begriffshuberei führen. Marxens wahres 'dialektisches' Verfahren muss ganz anders rekonstruiert werden.
20. 4. 20  
 
Nota II. - Reflexion und Abstraktion sind Vor- und Rückseite desselben Vorgehens.
JE 
 
 



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