Unsere Aufgabe ist
längst die: die Bedingungen des Bewusstseins nach den schon bekann-ten
Regeln zusammen zu setzen und das Bewusstsein vor unseren Augen
gleichsam zu kon-struieren, nur nicht wie der Geometer tut, der
sich um die Frage, woher die Fähigkeit, Lini-en zu ziehen und Raum,
herkomme, nicht bekümmert, dieser setzt schon Wissenschaftsleh-re
voraus.
Denn die Wissenschaftslehre muss das, womit sie / verfährt,
sich selbst erkämpfen, und in dieser Rücksicht hat das System bestimmt
zwei Teile. Bis dahin, wo gezeigt wurde, reiner Wille ist das wahre
Objekt des Bewusstseins, wurde ausgemittelt, womit verfahren werden
sollte. Von da ging der andere Teil an. Wir konstruieren nun wirklich -
wir haben nun Feld und Boden gewonnen und nun ein Verfahren zu schildern
und anzuwenden.
Wir setzen so zusammen:
Anfangs
hatten wir bloße Erkenntnis als Anfangspunkt des Bewusstseins, dann
setzten wir hinzu, dass diese nicht ohne ein Wollen möglich sei, i. e. nicht ohne etwas, das [von] dem
Ver-nunftwesen als Wollen gesetzt wird, das nur Erscheinung sei. So ist
demnach an das Erstge-schilderte etwas angeknüpft; wir müssen auch eine
immer fortfließende Reihe des Bewusst-seins beschreiben.
Was
ist denn nun eigentlich das Objekt, das außer uns angenommen werden
soll? Hier ist zuerst die Rede von einen Herausgehen aus uns selbst;
hier muss streng deduziert werden; den schon angefallenen Punkt
müssen wir da näher bestimmen, was in der beschriebenen Erkenntnis für
ein Objekt außer uns enthalten ist?
________________________________________________________________ J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 178f.
Nota I. - 'Zuerst' verfährt die Wissenschaftslehre analytisch, sie sucht:
Von dem Bewusst-sein, das sie (historisch) vorfindet, geht sie zurück
auf dessen als notwendig eingesehenen Voraussetzungen. So gelangt sie
zur Annahme eines reinen Wollens als dem An-sich des Bewusstseins. Von da an verfährt sie synthetisch: Sie konstruiert, sie re konstruiert – näm-lich 'wie aus dem Wollen wirkliche Objekte außer uns entstehen'. Aus dem Kreis des Be-wusstseins tritt sie nirgends heraus.
Nota II. -
Dies ist die richtige Stelle für eine Zäsur. Der transzendentale Sprung
des 'reinen' Ich rückwärts vom vernünftigen Individuum zum Glied einer
vernünftigen Reihe ist die entscheidende Klippe, die zu meistern war. Es
ist auch die richtige Stelle, um zu erinnern: Es gilt darzustellen, wie
das Bewusstsein des Vernunftwe- sens für sich wird, denn nur so wird es.
Was in der Rekonstruktion als Voraussetzung erscheint, war in der
Analyse Resul-tat. Es findet eine ständige Verkehrung der Perspektive
statt.
12. 2. 17
Nota III. - Doch wohlbemerkt: Den ersten Teil des ersten Ganges ist Fichte nicht selber gegangen. Es ist vielmehr die ganze Kritik der reinen Vernunft bis ran ans Apriori, die F. hier für sich in Anspruch nimmt.
JE
Nota. Das obige Bild gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE
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