Augsburger Allgemeine zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik
Der letzte Grund, auf den die Wissenschaftslehre in ihrem ersten, analytischen Teil stößt, ist das Noumenon des Wollens-überhaupt. Aus dieser Triebkraft allein ist der wirkliche Gang der Intelligenz zu erklären (=der zweite, synthetische Gang der Wissenschaftslehre).
Wollen ist aber stets Wollen von Etwas,
wollen setzt einen Zweck, an dem es sich bestim-men kann. Dem Noumenon
des Wollens-überhaupt steht daher das Noumenon eines Zwecks-überhaupt gegenüber. Sowenig wie jenes ist er aber bestimmt; er ist bestimmbar, und dieses unendlich. Zweck-überhaupt ist die nicht erschöpfbare Idee des Absoluten, und der Gang der Intelligenz wäre ohne sie ohne Richtung und könnte eine Vernunft nie erge-ben.
aus Meine Emendation der Wissenschaftslehre.
Das ist kein rein-logischer Gewaltakt; nicht weil es den Begriff Wollen-schlechthin geben kann, 'muss' es logischerweise den Begriff des Zwecks-schlechthin geben; und 'daher' müsse die Sache 'das Absolute' (in den Vor- stellungen) wirklich vorkommen.
Sondern im zweiten, rekonstruierenden
Gang der Wissenschaftslehre ist das Wollen-schlecht-hin sachliche Bedingung des Vorstellens. Das Was des Wollens ist das schlechthin
Bestimm-bare, das Zubestimmende. Das wirkliche Vorstellen ist immer
nichts anderes als ein Fort-schreiten in der Bestimmung - des Zwecks. Dieser
Fortschritt geht ins Unendliche und der Zweck-schlechthin bleibt auf
ewig unbestimmt, weil bestimmbar. Ob er als solcher im Be-wusstsein
tatsächlich vorkommt, ist unerheblich: Er kann vorkommen, wenn man will; darauf kommt es an.
20. 7. 17
Zum Grundbestand des bürgerlichen Weltverständnisses gehört nach allgemeinem Überein-kommen das Fortschrittssprinzip. Es ist nach postmoderner Auffassung dessen Erbsünde. Es ist aber zugleich Folge und Bedingung seiner Vernünftigkeit.
Sofern nämlich Vernünftigkeit im Prinzip der Freiheit begründet ist. Freiheit ist die Unbe-dingtheit des Bestimmens,
und Bestimmen ist Charakter der Tätigkeit. Ist das Bestimmen unbedingt,
so sind seine Möglichkeiten unerschöpflich: Wären sie einmal erschöpft,
so wür-de es schließlich bedingt und wäre die längste Zeit frei gewesen.
Tätigkeit ist unendlich per-fektibel, das bedeutet die Fortschrittsidee.
Eine perfekte Unendlichkeit ist aber ein Paradox. Fortschritt geschieht
durch Fortschreiten. Käme es einmal zu Stande, so wäre die Freiheit erschöpft.
Erschöpfte Freiheit, das war die Charakteristik der Postmoderne. 'Auf ihren Begriff ge-bracht' wurde sie durch Donald Trump.
24. 4. 19
Freitag, 7. Juni 2024
Dem reinen Wollen entspricht ein reiner Zweck.
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