Der Anfang alles
Bewusstseins ist Synthesis und Analyse zugleich, und durch letztere
ent-steht ein Mannigfaltiges. Ein erster Moment des Bewusstseins, der
dafür erkannt wird, kann nicht sein, denn alles ist immer ein Stück.
Ein Kind komme in dem
Momente X zum Bewusstsein, das wäre der erste Moment, es findet sich
wollend, es kann dies nicht erklären, ohne ein [sic] Moment Y vorauszusetzen.
Für Gott ists der erste, aber nicht für das Kind. Dieses müsste wieder Z
voraussetzen und so fort. Kein /
Mensch weiß, wann er stirbt. Dies ist klar, wir denken immer mehr
Zweck-begriffe. Aber kein Mensch hat auch gewusst, wann er anfange. -
Das Bewusstsein ist überhaupt in keiner Zeit, nur sie hat Anfang und Ende. Die ganze Zeit ist bloß Ansicht, die [dadurch]
entsteht, dass wir an das erste angenommene Wollen ein ande-res als
Erklärendes anknüpfen, und auch vorwärts etwas anknüpfen, was daraus
folgen soll.
...Das Beschriebene ist
nur ein Wollen, und eben in der Synthesis durch die Beziehung des Seins
aufs Denken, und umgekehrt, wird es ein Wollen... Aber das Wollen ist doch nur Er-scheinung; es ist genau das, was
oben geschildert worden ist, die Identität von Sein und Denken; diese
ganze Wechselwirkung und nichts anderes ist das Wollen. Der Anfang des
Bewusstseins und der eigentliche Mittelpunkt, an den das Übrige
angeknüpft wird, ist Wol-len. -
Aber haben wir uns
nicht verirrt? Der Begriff der Aufforderung ist analysiert worden. Wir
sind aber aufs Zweite gekommen, wir haben geredet von etwas anderem.
Aber wir haben gefunden: Der Begriff der Aufforderung ist nicht das
Erste, sondern das Wollen. Das Be-wusstsein hebt von keinem Momente an,
es ist Wollen. An diesen Moment des Willens wird durch die bloße
Erscheinung das Übrige angeknüpft.
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 186f.
Nota. - "Aber das Wollen ist doch nur Erscheinung" - nämlich mein reales Wollen von die-sem oder jenem Mannigfaltigen: 'Erscheinung' von einem vorauszusetzenden 'reinen' Wol-len. Und als eine solche geschieht sie reell 'durch die Beziehung des Denkens aufs Sein'.
Das ist vertrackt ausgedrückt, aber es ist auch vertrackt gemeint. Es gibt Punkte, an denen Vereinfachung Verfälschung wäre.
JE
Nota - Das obige Bild gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und ihre Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Ihre Nachricht auf diesem Blog. JE
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