zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik
Wie verhält sich nun
das entgegengesetzte Denken? Als Bestimmbares und Bestimmtes, aber dies
gibt sukzessive Zeitreihe, also durch dieses Denken der Analysis in
einem Momen-te entsteht erst die Zeit; wir sehen also genetisch mit an,
wie die Zeit entsteht und dass sie ideal ist.
Dies gehet freilich
schwer ein, dass wir uns erst in die Zeit hineindenken. Deswegen: Ich
soll mich in die Zeit denken, dies kann ich ja nicht, ohne selbst in der
Zeit zu sein; allein wenn man so sagt, hat man gar nicht von der Zeit
abstrahiert, man denkt das oberste Den-ken in der Zeit, welches nicht
recht ist, denn das Übersinnliche ist nicht in der Zeit, und deswegen
können wir es nicht denken, sondern bloß daraus erklären; hier kann es
aber jedem überraschend klar werden.
Alles mein Denken,
durch welches ich mich konstruiere, ist das Denken eines Ichs, in dem
ein Mannigfaltiges liegt, nämlich Zweckbegriff und Handeln. Dieses wird 1. durch mein Denken unterschieden, also 2. dadurch in ein Verhältnis gesetzt. In welches? In das der Bestimmbarkeit und Bestimmtheit oder Dependenz, id est das Verhältnis in der Zeit: Das Bestimmbare geht dem Bestimmten voraus, der Zweck/begriff geht dem Wollen voraus.
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J. G. Fichte,Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 185f.
Nota. - Das Ich ist, im Unterschied zu mir als Individuum, selbstverständlich nicht in der Zeit.
Auch
hier wird Zeit nur als Reihenfolge aufgefasst, noch nicht aber als
Dauer, welche uns doch schon in der Schule als ihre bleierne Realität
vorgekommen ist.
JE
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