Dienstag, 22. Juli 2025

Phänomenologie von Zeit und Raum.

 Zwinge                          zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik  

... die Begebenheiten in der Welt hängen zusammen wie Ursache und Wirkung, zugegeben! In dem Begriffe der Kausalität liegt schlechthin keine Zeit; denn das Bewirkte ist absolut mit der Wirkung zugleich, auch mechanisch gedacht. Denn entsteht denn eine Verküpfung erst hinterher nach der Ursache? Nein, wenn der Finger eindrückt, entsteht die Grube. Alles, was ist, ist Bewirktes der Ursache und gleichzeitig mit ihr, was ist diese Ursache? Wieder Bewirktes, und so fort in Ewigkeit. So entsteht keine Zeit, alles ist ein Schlag.

Woher kommt denn also die Zeit, die wir denn doch haben? Daher: Wir können das Be-wirkte und Bewirkende nicht auf einmal denken, man geht von einem zum andern fort, hier gibt das Denken die Zeit. Auch dies nicht einmal, sondern das ursprüngliche Anschauen des Denkens, eine Analyse der Begriffe liefert die Zeitverhältnisse.
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, S. 186

 

Nota. - Nach Kant ist die Zeit eine Anschauungsform, hier aber müsste sie hinzugedacht werden - in der Reflexion. Bei Kant ist Anschauung dasselbe wie Sinnlichkeit, nicht aber bei Fichte: Für den ist Anschauen der originäre Schritt des Reflektierens auf das Gefühl. Hier ist es das Vorstellen der Kausalität, durch das die Zeit 'angeschaut' wird.

'Gegeben' sind, wie Hume bemerkte, lediglich vorher und nachher. Mehr können die Sinne nicht anzeigen. Alles Weitere muss die Einbildungskraft hinzutun.

Auch der Raum ist kein Sinnesdatum. Gegeben ist lediglich Da, wo  Bewegung auf Wider-stand trifft. Die Sinne zeigen den Widerstand an, der Gegenstand wird als Ursache dem Widerstand durch Reflexion zugeschrieben; ein (leerer) Raum wird durch Abstraktion/Re-flexion drum herum konstruiert: da, wo kein Widerstand ist. 
JE

 

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