aus Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik
Diese Vorstellung von Kraft
lässt sich nur ableiten vom Bewusstsein des Wollens und der mit dem
Wollen vereinigten Kausalität. Es ist also zuerst die Frage zu
beantworten: Wie finden wir uns denn, indem wir uns wollend finden und
diesem
Wollen eine Kausalität in der Sinnenwelt zuschreiben? Dieser Punkt kann
nicht
aus Begriffen abgeleitet werden. Er ist ein weiter nicht abzuleitendes
Erstes.
– Man muss sich das Wollen überhaupt und die Form des Wollens reproduzieren und sich bei diesem
Verfahren beobachten.
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J. G. Fichte Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 123
Nota I. - Ein anschauliches Beispiel dafür, inwiefern die genetische Methode der Wissen-schaftslehre weder eine logische noch eine historische ist. In der Geschichte unseres Den-kens war nicht zuerst eine Idee von wollen da, später kam eine Idee von wirken hinzu, und schließlich ein geistige Bild von Kraft. Und logisch würde man Kraft zuerst in der Physik bestimmen, wollen in der empirischen Psychologie und wirken vielleicht in der Metaphysik. Genetisch setzt dagegen die Vorstellung von Kraft die Vorstellungen von Wille und Wir-kung voraus; sie kann nur aus ihnen hergeleitet werden.
J. G. Fichte Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 123
Nota I. - Ein anschauliches Beispiel dafür, inwiefern die genetische Methode der Wissen-schaftslehre weder eine logische noch eine historische ist. In der Geschichte unseres Den-kens war nicht zuerst eine Idee von wollen da, später kam eine Idee von wirken hinzu, und schließlich ein geistige Bild von Kraft. Und logisch würde man Kraft zuerst in der Physik bestimmen, wollen in der empirischen Psychologie und wirken vielleicht in der Metaphysik. Genetisch setzt dagegen die Vorstellung von Kraft die Vorstellungen von Wille und Wir-kung voraus; sie kann nur aus ihnen hergeleitet werden.
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Nota II. - Historisch, nämlich im Erleben von wirklich in ihrer Welt tätigen Individuen, war Kraft 'da' als eine Anschauung. Wollen, wirken, tun kam denen, die unter ihnen Philoso-phen waren, und die gab es schon zu Zeiten der Olympischen Spiele, erst nachträglich als Reflexionsprodukt in den Sinn.
Die Wissenschaftslehre verfährt aber andersrum, umgekehrt: Nachdem sie als Ursprung allen wirklichen Setzens die Abstraktion eines Setzens-überhaupt, das Vermögen des Set-zens vor aller Bestimmung freigelegt hat, macht sie kehrt und fügt Schritt für Schritt die Bestimmungen einzeln wieder hinzu. Und da sind wollen und wirken auf einander folgende Stufen der Bestimmtheit. Und schließlich werden sie anschaulich als Kraft.
Quod erat demonstrandum? Ja, genau! Die Probe auf die Wissenschaftslehre ist, ob sich ihr Abstieg ins Unbestimmte, ins schlechterdings Bestimmbare, so umkehren lässt, dass sich im Ergebnis die Befunde der tatsächlich gegebenen Vernunft, alias der Gesunde Menschver-stand, durch fortschreitende Bestimmung daraus rekonstruieren lassen; freilich mit der Zu-tat, dass er sich erinnert, wie er sich hat verrenken müssen, um zu sich zurückzufinden.
3. 6. 19
Nota III. - Ach, und nicht vergessen: Es geht hier nicht um diesen oder jenen so oder an-ders definierten Begriff, sondern um die Vorstellung selbst - die Grund und Voraussetzung auch des physikalischen Kraftbegriffs bleibt (was immer die Wissenschaft an Zusatzbestim-mungn auch hinzufügen mag).
JE 19. 3. 20
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