Sonntag, 13. Juli 2025

Der Körper und die Natur.

  pinterest                                            zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftktitik

Ferner: Dieser Körper wird der Freiheit vorausgesetzt, denn er ist ja das Bestimmbare zur Freiheit,* welches im Bewusstsein in der Reihe des Denkens immer vorausgeht; eben da-durch wird er zu einem Gefundenen, Gegebenen, zu einem eigentlichen Objekte. So wie das Subjekt handelt, ist dieser Körper da; er ist daher Natur und insbesondere Naturpro-dukt.

Letzteres bedarf einer Erklärung und eines Beweises: Die Natur ist nach dem Obigen Nou-men in einer gewissen Rücksicht, und das ist alle Natur, sie ist durch sich selbst gesetzt, sie ist, was sie ist, weil sie es einmal ist, und nur insofern ist sie Natur zu nennen. Man könnte sagen, wie Spinoza sagt: natura naturans, welches sie ist, so gewiss sie Natur ist, bestehend, weil sie besteht. Nur inwiefern sie durch sich selber ist, heißt sie so. Der artikulierte Leib ist Natur, er ist also auf diesem Gesichtspunkt, dem gemeinen Gesichtspunkt, allem Bewusst-sein vorausgesetzt, er ist Teil der Na-tur, denn außer ihm ist der meinige ja auch da, und Objekte auch, nach dem Obi-gen.

Dieser Körper ist Natur, Teil der Natur, ist ferner ein bestimmter Teil der Natur, und zwar ein durch sich selber bestimmter besonderer Teil; an Letzterem hängt der Beweis. (Von der Artikulation aus soll etwas in der Natur bewiesen werden,) er ist derjenige Teil der Körper-welt, der durch den bloßen Willen des Vernunftwesens in Bewegung gesetzt wird. Aber er geht nur bis zu einer gewissen Grenze im Raume, von welcher Grenze aus auch durch blo-ßen Willen nichts ausgerichtet werden kann, weil das Vernunftwesen ein endliches sein soll.

*) [das zur Freiheit Bestimmbare]
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 235f.  


Nota. - Die Natur in specie - als das, was das, was es ist, durch sich selbst ist - kommt in der Wissenschaftslehre erst am Schluss vor. Das brachte sie in Gegensatz zum damals gerade anhebenden obskurantistisch-selbstgefälligen Zeitgeist und hat ihr sicher mehr geschadet als der Atheismusstreit. Auch in den vergangenen dreißig Jahren hat ein solcher geherrscht, aber damit scheint es zu Ende zu gehen. Sollte eine kritische und rationelle Geisteshaltung an ihre Stelle treten, könnte die Transzendentalphilosophie einmal Allgemeingut werden.

JE  12. 5. 17

 

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