pinterest zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftktitik
Ferner: Dieser Körper
wird der Freiheit vorausgesetzt, denn er ist ja das Bestimmbare zur
Freiheit,* welches im Bewusstsein in der Reihe des Denkens immer
vorausgeht; eben da-durch wird er zu einem Gefundenen, Gegebenen, zu
einem eigentlichen Objekte. So wie das Subjekt handelt, ist dieser
Körper da; er ist daher Natur und insbesondere Naturpro-dukt.
Letzteres bedarf einer
Erklärung und eines Beweises: Die Natur ist nach dem Obigen Nou-men in
einer gewissen Rücksicht, und das ist alle Natur, sie ist durch sich
selbst gesetzt, sie ist, was sie ist, weil sie es einmal ist, und nur
insofern ist sie Natur zu nennen. Man könnte sagen, wie Spinoza sagt: natura naturans, welches
sie ist, so gewiss sie Natur ist, bestehend, weil sie besteht. Nur
inwiefern sie durch sich selber ist, heißt sie so. Der artikulierte Leib
ist Natur, er ist also auf diesem Gesichtspunkt, dem gemeinen
Gesichtspunkt, allem Bewusst-sein vorausgesetzt, er ist Teil der Na-tur,
denn außer ihm ist der meinige ja auch da, und Objekte auch, nach dem
Obi-gen.
Dieser Körper ist
Natur, Teil der Natur, ist ferner ein bestimmter Teil der Natur, und
zwar ein durch sich selber bestimmter besonderer Teil; an Letzterem
hängt der Beweis. (Von der Artikulation aus soll etwas in der Natur
bewiesen werden,) er ist derjenige Teil der Körper-welt, der durch den
bloßen Willen des Vernunftwesens in Bewegung gesetzt wird. Aber er geht
nur bis zu einer gewissen Grenze im Raume, von welcher Grenze aus auch
durch blo-ßen Willen nichts ausgerichtet werden kann, weil das Vernunftwesen ein endliches sein soll.
*) [das zur Freiheit Bestimmbare]
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 235f.
Nota. - Die
Natur in specie - als das, was das, was es ist, durch sich selbst ist -
kommt in der Wissenschaftslehre erst am Schluss vor. Das brachte sie in
Gegensatz zum damals gerade anhebenden obskurantistisch-selbstgefälligen Zeitgeist und hat ihr sicher mehr geschadet als der
Atheismusstreit. Auch in den vergangenen dreißig Jahren hat ein solcher
geherrscht, aber damit scheint es zu Ende zu gehen. Sollte eine kritische
und rationelle Geisteshaltung an ihre Stelle treten, könnte die
Transzendentalphilosophie einmal Allgemeingut werden.
JE 12. 5. 17
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