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zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik Dass es so sein müsste, geht aus unserer Synthesis hervor, denn nur so ist Bewusstsein möglich.
Eine Beschränktheit,
die nicht ohne Freiheit möglich ist, ist Beschränktheit der Freiheit
selbst. Richtung und zwar ursprüngliche Richtung derselben ist ein
Punkt. Dies passt aber nicht zu dem Begriff, den wir gegenwärtig von der
Freiheit aufgestellt haben. Wir müssen den Begriff der Freiheit
schärfer fassen, als bisher nötig war. Bisher haben wir gesagt: Frei-heit
ist ein absolutes Übergehen von Bestimmbarkeit zur Bestimmtheit. Aber
schon im Pa-ragraph 1
haben wir gesehen, dass dies Bedingung der Anschauung durch ideale
Tätigkeit sei. Sonach liegt in unserem Begriff noch etwas Fremdartiges,
die Form der Anschauung.
Da wir hier nun die
Freiheit vor aller Anschauung und als Bedingung aller Möglichkeit des
Bewusstsein und der Anschauung aufstellen wollen, so müssen wir dies
erst durch das Be-wusstsein hinzugekommene Fremdartige absondern; und
sonach bleibt nichts übrig als Ab-solutheit. Aber Absolutheit lässt sich
nicht einmal denken, wenn wir nicht etwas Empiri-sches hinzutun, das aber
der Reinheit keinen Abbruch tut, nämlich die Reihe der Depen-denz in der
Zeit, und Freiheit wäre das Vermögen, absolut anzufangen.
Wir dürfen nicht die
Freiheit an die Reihe, sondern die Reihe an die Freiheit knüpfen. So
haben wir ein absolutes Erstes, die Freiheit anzufangen.
(Die
Definition der Freiheit, zwischen dem eigennützigen und uneigennützigen
Triebe zu wählen, ist falsch, wenn Freiheit rein gedacht werden soll. Vide Kants Metaphysische An-fänge der Rechtslehre.)
Diese Freiheit soll
bestimmt sein, eine Richtung haben, würde heißen: Das Vermögen, ab-solut
anzufangen, hat eine bestimmte Richtung. Die Freiheit kann gerade dies
(ein bestimm-tes Y) als erstes Glied setzen; so bleibt das Vermögen des
absoluten Anfangs und die Be-schränktheit.
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 140
Nota. - Das Absolute kann
nicht gedacht werden, denn gedacht werden kann nur Bestimm-tes; wäre es
aber bestimmt, wäre es nicht absolut. Gedacht werden kann allenfalls das,
was es selbst bestimmt hat: die von ihm begonnene Kausalreihe.
Nicht als Bestimmtes, doch auch nicht als Bestimmendes kann es gedacht
werden - sondern nur als das, was vor dem Beginn der Reihe angenommen werden muss. Ein Akt der Freiheit kann, wie gesagt, nicht begriffen werden.
JE, 17. 12. 16
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