benjamimteitgen aus Marxiana
Zur Zirkulation gehört wesentlich, dass der Austausch als ein Prozess, als ein flüssiges Ganzes[s]
von Käufern und Verkäufern erscheint. Ihre erste Voraussetzung ist die
Zirku-lation der Waren selbst, die von vielen Seiten beständig ausgehende
Zirkulation derselben. Die Bedingung der Warenzirkulation ist, dass sie
als Tauschwerte produziert werden, nicht als unmittelbare Gebrauchswerte, sondern
als durch den Tauschwert vermittelte. Die Aneig-nung durch und
vermittelst der Ent- und Veräußerung ist Grundvoraussetzung.
In der Zirku/lation
als der Realisierung der Tauschwerte ist enthalten: 1. dass mein
Produkt nur Produkt ist, sofern es für andre geworden ist, aufgehobenes
Einzelnes, [=] Allgemeines; 2. dass
es nur für mich Produkt ist, soweit es entäußert wird, für andre
geworden ist; 3. dass es nur für den andern ist, soweit er selbst sein
Produkt entäußert; worin schon 4. liegt, dass die Produktion nicht als
Selbstzweck für mich erscheint, sondern als Mittel. Die Zirkulation ist
die Bewegung, worin die allgemeine Entäußerung als allgemeine Aneignung
und die all-gemeine Aneignung als allgemeinen Entäußerung erscheint.
Sosehr nun das Ganze dieser
Bewegung als gesellschaftlicher Prozess erscheint und sosehr die
einzelnen Momente dieser Bewegung vom bewussten Willen und besondern
Zwecken der einzelnen Individuen ausgehn, sosehr erscheint die Totalität
dieses Prozesses als ein objektiver Zusammenhang, der naturwüchsig
entsteht; zwar aus dem Aufeinanderwirken der bewussten Individuen
hervorgeht, aber weder in ihrem Bewusstsein liegt noch als Ganzes unter
sie subsumiert wird.
Ihr eignes Aufeinanderstoßen produziert ihnen eine über ihnen stehende fremde gesell-schaftliche
Macht; ihre Wechselwirkung als von ihnen unabhängigen Prozess und
Gewalt. Die Zirkulation, weil eine Totalität des gesellschaftlichen
Prozesses, ist auch die erste Form, worin nicht nur wie etwa in einem
Geldstück oder wie im Tauschwert das gesellschaftliche Verhältnis als
etwas von den Individuen Unabhängiges erscheint, sondern das Ganze der
gesellschaftlichen Bewegung selbst. Die gesellschaftliche Beziehung der
Individuen aufein-ander als verselbständigte Macht über den Individuen,
werde sie nun vorgestellt als Natur-macht, Zufall oder in sonst
beliebiger Form, ist notwendiges Resultat dessen, dass der Ausgangspunkt
nicht das freie gesellschaftliche Individuum ist. Die Zirkulation als
erste Totalität unter den gesellschaftlichen Kategorien [ist] gut, um dies zur Anschauung zu bringen.
___________________________________
Karl Marx, Grundrisse, MEW 42, S.126f.
Nota. - Die Kritik der politischen Ökonomie ist kritisch in dem spezifischen Sinn, dass sie unter dem objektiven Schein der (ökonomischen) Kategorien die wirkliche Tätigkeit der Subjekte kenntlich macht. Nicht: Das Verhältnis ist; sondern: Subjekte verhalten sich.
JE, 27. 7. 15
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen