zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik
Ich
habe einen herostratischen Verdacht: Das Einsteinsche Weltbild kann
nicht stimmen, weil er Raum und Zeit als Obiectiva nimmt - aber dann
auch wieder nicht: indem er sie miteinander zu einem Kontinuum
verknotet. Er konnte das eine nicht zum Maß des andern machen - doch ein
"noch Objektiveres" erkennt er in der Bewegung; nämlich der
Lichtgeschwindigkeit. Wobei wissenslogisch ganz egal wäre, ob sie
wirklich die größte überhaupt Mögliche ist; sie dient ja lediglich als
Maß, und da kommt es nur drauf an, ob sie konstant - "objektiv" - ist. Mit ihr können alle andern Bewegungen verglichen... und Stillstand gedacht werden. Damit fängt alles an.
Der Welt selber kann es egal sein, ob sich in ihr eine Standardgröße finden lässt, die unsern Forschern als Maß für alles Andere dienlich ist. Den Forschern freilich nicht, sie wollen ihre Befunde festhalten und mitteilen kön-nen. Also müssen sie messen, so oder anders. Aber die Welt braucht nicht messbar zu sein, davon hat sie keinen Gewinn.
Erkenntnislogisch erscheinen Raum und Zeit uns nur aufgrund der Bewegung - sei es unserer eigenen, sei es der der Dinge. Einerseits, andererseits? Nein: Weil wir uns bewegen - alles, was wir in Raum und Zeit tun, ist Bewe-gung -, haben wir ein Etwas, mit dem wir in die Welt explorativ hineinragen. Sie ist unser Tertium comparationis, und das halten wir für objektiv.
Ist der Raum gequantelt? Na klar, in Lichtjahren kann man ihn messen! Genauer gesagt, nach Lichtjahren kön-nen wir ihn quanteln. Ist die Zeit gequantelt? An der Lichtgeschwindigkeit können wir sie messen. Bei der Gravitation würde es heikel.
Alle
wissenschaftlichen Messergebnisse, die keine Fehler haben, hätten ja
Bestand. Aber sie müssten in andere Relationen gestellt werden, und
dann sähen sie ganz anders aus.
22. 7. 2025
Anmerkung. Ich habe keine eigene Theorie von der Welt vorzutragen und womöglich die gesamte physikalische Wissenschaft auf den Plan zu rufen. Philosophie ist, seit sie sich rechtzeitig von den realen Wissenschaften ab-gelöst hat, rein kritisch. Herausfinden, was "wirklich ist", ist deren Sache. Rationelle Philosophie ist Vernunft-kritik. Sie entwirft keine Hypothesen über die Wirklichkeit, sondern legt bloß, was auf welchen Prämissen beruht, und wie haltbar die sind.
Wir alle leben vom ersten Tag an im Raum und in der Zeit. Und seit wir etwa sechs Jahre alt waren, wird uns zugemutet, in einem Universum von Ursache und Wirkung zu leben. Ursache und Wirkung sind nützliche Fik-tionen, auf denen die Vernunft im Alltagsgebrauch beruht, keinem fällt ein, sie darum zu bemängeln. Raum und Zeit kommen uns vor, als würden wir sie tagtäglich erleben. So soll es auch bleiben, aber Wissenschaft ist nicht Alltag, sondern Analyse und Synthese jenseits des Alltags. Und seit ein paar Jahrzehnten greift sie immer rascher und tiefer in den Alltag ein, und es kommt ihr zu, das immer scharfsinniger zu reflektieren - weil es der Alltag selber nicht kann.
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