Das
Wanderleben war allerdings gefährlich: Bedeutend wurde Sicherung. Die
einzige Sicherheit bot der soziale Zusammenhalt – die Blutsbande. Das
Totem prägt die ursprünglichen Symboliken. Und weit bis in die
Ackerbaugesellschaften beruhen die politischen Strukturen auf Verwandt-schaftsbeziehungen; Athen und Rom etwa auf phyle und gens. Das
Blut und der Boden sind der Grund von Wert und Sinn, in den antiken
Mythologien streiten sich Erd- und Himmelsgötter wie die Bauern- und
Hirtenvölker in der Wirklichkeit. Doch schließlich beherrscht die Arbeit
die alltäglichen Urteile, durch Handel und Geldverkehr rückt das
Abstraktum ‘Wert’ an die Stelle anschaulicher Qualitäten.
Am
Anfang stand der Sündenfall. Als sich nämlich der Mensch in der offenen
Welt, in die er jagend und sammelnd aufgebrochen war, festsetzte und
dort sicherheitshalber eine neue, künstliche Umweltnische einrichtete.
Das war die Erfindung des Ackerbaus vor
vielleicht zwölftausend Jahren im Tal des Jordan, es war die Erfindung
der Arbeit. Seither hat auch der Mensch ein Gefüge, in dem er
funktionieren, und ein Maß, dem er reifen, für das er sich ausbilden
muß.
Die
vollendete, ‘ausgebildete’ Form der Arbeitsgesellschaft ist die
Marktwirtschaft: Alles hat seinen Preis. Jetzt müssen die Arbeiten
gegeneinander austauschbar, ihre Qualität muss mess- und vergleichbar
sein. Die Nützlichkeit der einen Sache muß sich in der Nützlichkeit der
andern Sache darstellen lassen. An die Stelle der Gebrauchswerte tritt
der Tauschwert, der ‘Wert’ der Nationalökonomen: eine Art
Nützlichkeit-an-sich.
Das
ist die Logik der Arbeitsteilung: die Reduktion der Qualitäten auf
komplex zusam-mengesetzte Quantitäten; das Absehen von der Stoff- und das
Hervorkehren der Form-seite; die Auflösung einer jeden Substanz in ihr
Herstellungsverfahren; die Reduktion der Sache auf die Mache. Wir reden
von “Tat”sachen, und wenn wir ihre ‘qualitas’ meinen, sa-
gen wir
“Beschaffen”heit. Etwas “begreifen” heißt daher: es auf seine “Ursache”
zurück führen.
Diese
fabrizierte Umweltnische hat gegenüber den natürlichen eine Eigenart:
Sie dehnt sich aus. Und bleibt dabei doch, wie sie ist! Alles ist
gemacht. Und alles ist Material. Seit die Welt Material wurde, ist sie
planbar. Seit durch die Arbeit das Leben nicht bloß Ereig-nis, sondern Plan geworden ist, wird die Welt zum Vorratslager.
Und
zu einem Reich von Ursachen und Folgen. Man wird sie vermessen und
kartieren wollen. Auch die Logik, als Ökonomie des Denkens, entstammt
den vorsorglichen Plänen der Arbeitsgesellschaft.
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