'Bedürfnis' ist bei Marx eine dynamische Kategorie. Es ist das poietische Vermögen, durch welches das Subjekt sich selbst als Subjekt 'setzt':
1. Landläufig ist 'Bedürfnis' ein Mangel, der aufgefüllt, ein Loch, das noch gestopft werden muss. Je bedürftiger der Mensch, umso ärmer. Aber nicht bei Marx: "Der Reichtum besteht stofflich betrachtet nur in der Mannigfaltigkeit der Bedürfnisse." Grundrisse, MEW 42, S. 426. Bedürfnis ist kein Mangel, sondern ein Vermögen.
2. Die Erzeugung des neuen Bedürfnisses "ist die erste geschichtliche Tat": Deutsche Ideo-logie (Feuerbachkapitel), MEW 3, S. 28. Einige Zeilen zuvor hatten Marx/Engels schon ein-mal eine 'erste geschichtliche Tat' vermerkt, nämlich den Gebrauch von Werkzeugen. Zwar nicht logisch, aber doch historisch verstanden, läuft es freilich auf dasselbe hinaus. Es sind die Erfindung und der Gebrauch von Werkzeugen, die es dem Menschen erlauben, sein vorgesetztes Naturbedürfnis über-zu-erfüllen – und Raum schaffen für das Erfinden neuer Bedürfnisse. "Ihre Bedürfnissse, also ihre Natur", heißt es später in der Deutschen Ideolo-gie, und von einer selbsterzeugten Natur ist also die Rede: generatio aequivoca.*
'Bedürfnis' nimmt bei Marx systematisch denselben Platz ein wie bei Fichte Trieb bzw. Streben [Wollen], und entspricht der Husserl'schen Intentionalität.**
*) MEW 3, S. 44
in 2010
**) Und nicht zu vergessen: Platos Eros, der ewig 'nach Schönheit strebt, weil er sie nicht hat'. ;
19. 7. 15
Nota. Das
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