
Schema ist ein bloßes Tun, und zwar mein notwendiges Tun in der Anschauung.
Also unsere Frage ist, welches ist das Schema des Tuns überhaupt, oder
wie fällt ein Tun da-durch, dass es Objekt der Anschauung wird, aus? Hier
ist das Objekt aus der Anschauung hergeleitet worden, und das Beweisen
aus Begriffen hat hier ein Ende.
Die Aufforderung ist: eine
Agilität zu beschreiben; diese kann man nur anschauen als eine Linie,
die ich ziehe. Also innere Agilität ist ein Linie-Ziehen. Nun aber ist
hier nicht die Rede von einer Agilität, die geschieht, sondern von einer
Agilität überhaupt; von einem be-stimmbaren, aber nicht bestimmten
Vermögen der inneren Selbsttätigkeit und Agilität. So eine Linie ist
aber bestimmt der Direktion nach. In dem Vermögen aber müssen
alle Linien liegen, das Schema des Tuns muss ein nach allen möglichen
Direktionen mögliches Linien-ziehen sein;
dies
ist der Raum, und zwar leerer Raum, aber leerer Raum kommt nie vor, es
wird immer etwas hineingesetzt. Warum, wird sich zeigen. Hier ist nur
vom Tun die Rede, aber auch das bloße reine Tun ist nichts
Erscheinendes. _______________________________________________________
J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 110
Nota II. - Es mag Ihnen vorkommen, als hättem Sie derlei hier schon gelesen. Das kann gut sein. Denn dass die Transzendentalphilosophie nicht aus Begriffen konstruiert, sondern An-schauungen auseinander entwickelt, ist unter allen Schlachtrössern meines Fichte-Verständ-nisses das stärkste und stolzeste. Dreh- und Angelpunkt ist allerdings das Schema. Das Bild von einem Bild, die Anschauung zweiten Grades ist die Klammer, die die Vernunft zusam-menhält; und ohne die unsere alltägliche Begriffswirtschaft frei im Raume schwebte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen