Caravaggio zu Philosophierungen
'Dialektisch' muss das
kritische Denken verfahren wegen der "ursprünglichen Duplizität": Ich
kann mich als Subjekt nicht setzen, ohne mich zugleich als Objekt zu
setzen (oder umgekehrt). Auf alles, was ich 'an sich' tue, muss ich
zugleich reflektieren, weil es anders für mich nicht werden kann.
Das ist inzwischen eine Trivialität, aber die Wissenschaftslehre ist
in gewisser Weise nichts anderes als eine endlose Variation zu diesem
Thema: Wer synthetisieren will, muss zuvor analysieren. Die verwirrende
Schwierigkeit der Wissenschaftslehre entsteht aus dem unab-lässigen Wechsel zwischen
beiden Perspektiven. (Manchmal verheddert sich Fichte an-scheinend selber und stellt die Sache umständlicher dar als nötig.)
Fichte hat den Ausdruck Dialektik nie
für seine Methode in Anspruch genommen, und sein Nachfolger auf dem
Berliner Lehrstuhl, der ihn zum Arkanum seines totalitären Sy-stems
machte, hat aus Fichtes 'analytisch-synthetischer Methode' gerade das entfernt, was den Ausdruck Dia lektik rechtfertigen könnte: das treibende Moment des schlechterdings wollenden Subjekts,
und an seine Stelle die 'Selbstbewegung des Begriffs' gesetzt - der
zwar hier in dieser, dort in jener Bestimmung 'erscheint', aber doch
immer er selber, im-mer Begriff bleibt; immer Objektivum.
In
einer rationellen Dialektik tritt der Begriff dagegen stets nur als
eine Vorstellungsweise des wollenden Subjekts auf, so wie die Anschauung auch, und wenn sie miteinander 'die Stelle wechseln' können, so nur, weil jenes seine Stellung wechselt.
In jedem Vorstellungsakt geschieht, sobald er bestimmt werden soll, diese Wendung des Wollens gegen sich, die Verdoppelung meiner als eine Entäußerung; Bestimmung alsVer-fremdung. Jedes Setzen trägt als eine ursprüngliche Syn thesis deren Zerfall schon in sich. Man erkennt es daran, dass sie nach dem Zerfall überhaupt erst als eine solche wahrnehm-bar wurde: nämlich so, als wäre die Analysis vor ihr da gewesen, und sie sei ein Ergebnis - da das Setzen doch der Ursprung war.
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