Real und ideal sind nicht zwei verschiedene Zustände oder Modi, in denen das Ich 'in Er-scheinung tritt' (=angeschaut werden kann), oder ergonomisch und materiell unterscheid-bare Tätigkeiten; sondern bezeichnen immer nur verschiedene Gesichtspunkte, unter de-nen auf ein Tun in der sinnlichen Welt reflektiert werden kann - die Tätigkeit bleibt dabei dieselbe.
Nämlich immer ist in der Wissenschaftslehre von Tätigkeit die Rede, insofern sie Vorstel-lung ist, und das ist jede Tätigkeit - nicht nur, aber jede immer auch. Denn nur als Vorstel-lung tragen sie zur Ausbildung des Bewussteins bei, welches letzten Endes das Ich aus-macht. Einerseits schaut das ipso facto als solches sich 'setzende' Ich den Gegenstand an, den es als Verursacher seines Gefühls identifiziert; und andererseits hält es in der Vorstel-lung die Begegnung mit dem Gegenstand als ein Bild fest - und beginnt dieses tuend so-gleich, das Bild durch Bestimmungen von Anderm zu unterscheiden. Im Bild ist gebannt, was in der Anschauung ursprünglich noch als Handlung erschien, das Bild ist der Keim des Begriffs.
In unserm alltäglichen Bewusstsein kommen in aller Regel schon mehr oder minder be-stimmte Begriffe vor und nicht erst vorgestellte Bilder. So wie hier: Gefühl, Anschauung, Vorstellung, Bild und... Begriff. Jedes als in sich abgeschlossene Einheit. So aber nur in der nachträglichen Betrachtung, hinterher, nach einander; im Vollzug, während des Ge-schehens, gibt es aber nur Übergänge.
Was spätere Pedanten als "Dialektik" bezeichnen sollten, erklärt uns Fichte aus der Dop-pelheit von Vorstellung und Begriff, von 'realer' und 'idealer' Tätigkeit: Das reflektierende Bewusstsein kann jederzeit aus der einen in die andere wechseln - und das nur zufällig und unvollständig reflektierende Alltagsbewusstsein müsste ständig auf der Hut sein, nicht aus Versehen hin und her zu schwanken - wodurch es für den Alltag aber nicht mehr taugen würde. Hier bewährt sich die ominöse Dialektik dann als "Katharktikon des gemeinen Verstands", wie Kant* sie nennt.
*) ders., Logik, WW VI, Ffm. 1977, S. 439
13. 4. 22
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