aus Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik
Die Natur des Ich ist ein Trieb, wir können also die ideale Tätigkeit erklären aus einem Triebe zur Reflexion,
auch Trieb nach einem Objekte, oder Sachtrieb, welcher voraus-gesetzt
werden muss, um die ideale Tätigkeit zu erklären. Ein solcher Trieb kann
nicht gefühlt werden; denn ein Trieb kann nur gefühlt werden, inwiefern
er nicht befriedigt wird; aber der Reflexionstrieb wird allenthalben
befriedigt. Man muss ihn sorgfältig unter- scheiden von dem Triebe nach
reeller Tätigkeit, welcher oft nicht befriedigt wird.
Es wird also angeschaut, weil angeschaut wird.
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J. G. Fichte,Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 79
Nota. - Das Ich der Wissenschaftslehre ist Intelligenz, nicht Stoffwechsel plus Fortpflan-zung. Trieb heißt
bei Fichte so ziemlich das Gegenteil von dem, was seit Sigmund Freud -
eigentlich seit Schopenhauer - so genannt wird. Denn nicht "das Leben
selbst" hat die Wissenschaftslehre zu erklären; dessen bedarf es ja gar
nicht. Die Intelligenz hat sie zu erklären, wie sie sich aus Freiheit
Regeln gibt, und wie all unsere Zweifel, Gewissensnot und Abenteuer des
Denkens erst daraus hervorgehen. Mit andern Worten, ein Men-schenbild hat sie sich allbereits vorausgesetzt, bevor sie mit ihren Untersuchungen über-haupt anfing.
JE, 1. 9. 14
Nota - Das
obige Bild gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie
der Eigentümer sind und ihre Verwendung an dieser Stelle nicht
wünschen, bitte ich um Ihre Nachricht auf diesem Blog. JE
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