Samstag, 18. November 2023

Gefühlt und gemeint.

  Dornauszieher                                                             aus Philosophierungen

Kants Unterscheidung von Phänomenon und Noumenon ist der Kern der Transzenden-talphilosophie. Das Phänomen ist das, was den Sinnen erscheint, nämlich in Raum und Zeit zugleich. Es ist das, was landläufig ein Ding genannt wird und als das eigentlich Wirkliche gilt. 

Aber es kommt auch in dem vor, was wir unser Denken nennen und unsern Geist. Doch während wir selbst in Raum und Zeit sind, sind es unsere Gedanken nicht. Als Gedanke ist das Ding jenseits - oder diesseits? - von Raum und Zeit. Was wir denken, ist nicht das Ding selbst, sondern das, was es bedeutet. Das Ding gibt es zweimal - einmal sinnlich und einmal geistig, einmal gefühlt und einmal gedacht; und soll doch dasselbe sein!

An den Dingen sind Fühlen und Meinen getrennt. Nach der Trennung kann ich fragen: Was ist jedes für sich, wo kommen sie jeweils her? Statt nachzusehen, wo sie vor der Tren-nung waren! Ursprünglich sind sie nämlich vereint - im Handeln. Im Handeln fühle ich und meine ich gleichermaßen und kann nicht das eine ohne das andere. Die Frage muss vielmehr lauten: Wo kommt die Trennung her? Sie kommt aus dem Reflektieren auf das Handeln. Das Reflektieren ist selber Handeln. Das Handeln ist sein Gegenstand, den es 'gemeint' hat. Sein gemeinter Gegenstand ist eine Abstraktion vom wirklichen Handeln. So sind alle Noumena Abstraktionen von wirklichem Handeln - und bestünde es nur im Vorstellen. 

Das Vorstellen geschieht in Raum und Zeit, und es geschieht in Gedanken; als Gedanke. Es ist Handeln. Es ist Schema des Handelns, aber nicht sein Urbild, sondern sein Abstrak-tissimum; nämlich wenn es losgelöst von gegenständlichem Handeln aufgefasst wird: von einer nachträglich hinzugetretenen Reflexion.

Der wirkliche Ausgangspunkt ist das Handeln, im Handeln sind sinnliche Welt und intel-ligible Welt eins. Erst wenn die Vorstellung sich aus dem Handeln hinausdenkt und von Dingen unterscheidet, entsteht mit der intelligiblen Welt eine sinnliche. Im wirklichen Leben sind sie ungeschieden, denn da ist jedes Ding das, als was es gilt, und was nicht als dieses oder jenes gilt, gilt immerhin als Rätsel.

28. 9. 18

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