Donnerstag, 30. November 2023

Geschmack und Vollkommenheit.

sunnje, pixelio.de

Vollkommen ist ein Ding, das so ist, wie es sein soll.

- Das ist gar keine Definition. Es ist eine zirkuläre Umschreibung. Vollkommenheit ist kein Be-griff, sondern eine Idee. Eine Idee ist nur als eine Aufgabe zu veranschaulichen, als Problem - als eine Suche.

Zu suchen ist: jene Qualität, die es ausmacht, dass etwas 'so ist, wie es sein soll'. - Das ist das Ma-teriale.

Oder nicht eher: Wer oder was bestimmt, ob etwas so ist, wie es sein soll, oder anders: mit wel-chem Recht? - Das ist das Formale.

Zu letzterem: Es ist der Geschmack, der bestimmt, und zwar aus eigener Vollmacht.

Zum ersteren: Das hängt an den Erfordernissen der Zeit. Wenn und wo das Leben durch Zerris-senheit, Unübersichtlichkeit, Unsicherheit geprägt ist, wird man Vollkommenheit auf dem Weg zu Ausgleich, Harmonie und Frieden suchen. Wo aber die "Plattharmonischen" herrschen, wie Friedrich Schlegel sie nannte; wo alles ausgeglichen wird, wo nichts aus der Reihe fällt, wo al-les korrekt hergeht - da wird man Vollkommenheit auf den Wegen von Ruhestörung und von Ungewissheit suchen; nicht ohne die Einstweiligkeit des eignen Urteils immerhin zu ahnen.

Nehmen wir die materiale mit der formalen Seite zusammen, dann ergibt sich: Ob es zu viel Ordnung gibt oder zu viel Unordnung, ist Geschmackssache; aber die Geschmäcker sind ver-schieden.
31. 12. 2013

 

Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog.

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