... Der Ursprung der Vernunft ist - woher und wozu auch immer - ein originär poietisches Vermögen, eine prädikative Qualität, wie Fichte sagt: produktive Einbildungskraft. Es ist das Vermögen des Bestimmens: das Vermögen, einem an sich Unbestimmten eine qualitas zuzuschreiben.
Daraus
ist das System der Vernunft entstanden, auf dessen Boden wir uns, und
sei es im Streit, alle zusammenfinden. Doch erfasst es nicht die ganze
Welt - denn nicht überall fin-den wir
zusammen, nicht überall können oder gar müssen wir es. Zusamennfinden
müssen - und können - wir, wo wir in der sinnlichen Welt Zwecke setzen,
die, weil sie dort realisiert werden sollen, einander berühren, verbinden oder durchkreuzen können.
Das ist gottlob nicht überall so, und wenn ich an mein ureigenstes anschauendes
Erleben denke, eigentlich gar nicht. Ich habe keinen Grund, mit dem
Bestimmen überhaupt erst anzufangen,* wenn ich nicht Zwecke in der
sinnlichen Welt daraus herzuleiten vorab be-absichtige. Und sollte ein
bedingter Reflex mich dennoch versuchen, kann ich ihn willent-lich
unterdrücken. Denn bevor es eine liebe lästige Gewohnheit wurde - in der bürgerli-chen Geschäftswelt -, war die Reflexion nur aus Freiheit möglich.
Nicht nur muss ich in
der sinnlichen Welt nicht allen Erscheinungen 'mit Interesse' begeg-nen;
ich kann sogar dort, wo ich eins habe, aus Freiheit von ihm absehen. So begegnen mir Dinge, die mir ohne Interesse gefallen - und denen ich ohne Weiteres zustimme; die mir missfallen, die lehne ich ab.
*) Ich schaue das X so an, als ob es schon bestimmt sei.
13. 6. 19
Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und ihre Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Ihre Nachricht auf diesem Blog.JE
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