Mittwoch, 26. November 2025

Die Welt ist Eine, weil das Ich Eins ist.

                                aus Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik

Wenn man die Verrichtungen des menschlichen Geistes systematisch in einem letzten Grunde vereinigen wolle, müsse man Dieses und Jenes als Handlungen desselben anneh-men; jedes vernünftige Wesen, das es versuchen würde, werde in diese Notwendigkeit ver-setzt werden; dies und nichts weiter behauptet der Philosoph.

Jene ursprünglichen Tathandlungen haben dieselbe Realität, welche die Kausalität der Dinge in der Sinnenwelt aufeinander und ihre durchgängige Wechselwirkung hat.
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J. G. Fichte, Grundlage der Naturrechts..., SW III, S. 25


Nota. - Das ist ein Zirkel, um nicht zu sagen: eine Tautologie. Will man die Verrichtungen des menschlichen Geistes als in einem Grunde vereinigt annehmen, muss man dieselben als Handlungen dieses letzten Grundes auffassen; wenn ich für die Handlungen des menschli-chen Geistes einen gemeinsamen Grund postuliere, muss ich ihn mir als ein einig handeln-des Subjekt vorstellen. Eins bedeutet soviel wie das andere.

Warum ist es dennoch keine Tautologie? Weil unsere Vorstellung einer verbindlichen Ver-nunft eben darauf beruht und sich anders als tautologisch gar nicht in Worte fassen lässt.

Um die Vorstellung von der Kausalität steht es nicht viel anders. Nicht nur ist sie auch eine Tautologie, die sich nicht sinnvoll in Worte fassen lässt; sondern sie ist auch dieselbe Denk-figur: Will ich die Welt als ein Ganzes betrachten, muss ich sie als Analogon meiner Ver-nunft auffassen (was sie, transzendental verstanden, auch ist.)
16. 7. 18

Nota II. - Das unverhoffte Ansinnen manch gegenwärtiger Kosmologen, angesichts der unüberwindlichen Unvereinbarkeit von Relativitätstheorie und Quantenphysik wolle ihnen die Philosophie unter die Arme greifen, ist nicht so bescheiden, wie es klingt. Denn heim-lich mögen sie hoffen, die käme dem Geheimnis auch nicht auf die Spur, und ihre Grenzen hätten sich als die schlechthinnige Grenze menschlichen Wissens erwiesen. Andere wären auch nicht klüger.

Andere sind klüger, nämlich die kritischen Philosophen, die sie immerhin dahin belehren können, dass sie gar nicht von derselben Sache reden. Jene reden von etwas, das ist und von dem man Erfahrungen hat, doch die Philosophen reden nicht von einer Gegend, zu der man der Zugang sucht, um sie mathematisch zu entschlüsseln; sondern von einem Hori-zont, der je so weit weicht, wie man ihm näher kommt. 

Jene meinen nämlich, zuerst sei da ein Ganzes, zu dem die Menschen sich als seine Be-standteile verhalten; diese meinen aber, die Welt sei ein Entwurf der Menschen, in den sie sich hineinprojizieren. Sie schauen in entgegengesetzte Richtungen, weil ihre Standpunkte entgegengesetzt sind.
JE 




Nota - Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und ihre Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Ihre Nachricht auf diesem Blog. JE

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