Vernunft ist praktisch. Theoretisch ist sie nicht fassbar, denn dazu müsste sie bedingt* sein. Sie ist aber durch Freiheit möglich.
Sie ist aber auch nicht "unbedingt", das lässt nur der Klang der Wörter vermuten. Denn sie ist gar nicht, sondern geschieht. Nämlich als das Wozu eines Akts. Der wiederum ist durch Freiheit möglich, und wo sie wirkt, entsteht ein Fakt. Ein Fakt ist unbegreiflich.
30. 4. 16
Manchmal
leistet sich auch ein besonnener Autor eine Caprice. Vernunft ist die
gedankliche Abstraktion von Vernünftigkeit, und die ist keine Sache,
sondern ein tätiges Verhalten. Ver-nünftig handelt ein Ich, sofern es
sich seine Zwecke selber setzt. Dazu muss es die Zwecke in Begriffe fassen. Nicht die Begriffe bilden Vernünftigkeit, sondern Vernünftigkeit fasst Begriffe. Jedes Mehr ist rhetorischer Schnörkel.
26. 7. 18
Begreifen ist der Modus des diskursiven Denkens. Es heißt, das eine Wissen an das andere knüpfen, genauer: die eine Erkenntnis aus der anderen Erkentnis her leiten; die Wahrheit der einen auf die andere über
tragen. Doch welche Wahrheit wäre die allererste, aus der wir unsern
Saft ziehen? Finden wir sie, so können wir von ihr aus unsern Gang
nehmen. Doch sie selbst könnten wir nicht begreifen: Sonst
müssten wir die allererste Wahrheit aus einer... vorhergehenden
ableiten, und die wäre dann die allerallererste. Begreifen könnten wir
sie freilich nicht, denn... usw.
13. 12. 18
Es geht auch einfacher.
Begreifen heißt, aus vernünftigen Gründen erklären. Vernunft begreifen
hieße, sie aus sich selbst erklären; doch daran lässt sich nichts
verstehen.
16. 7. 20
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