Samstag, 15. November 2025

Sinngebung des Sinnlosen.

br                                           zu Wissenschaftslehre - die fast vollendete Vernunftkritik;

Die Tathandlung alias "erste geschichtliche Tat" ist keine Tatsachenbehauptung, sondern eine Sinn-Behauptung, eigentlich also: Sinn-Gebung. Das empirische ("historische") Ge-schehen soll so betrachtet, aufgefasst, "verstanden" werden, als ob es sich um die Selbster-zeugung 'des Subjekts' handle - nicht an diesem oder jenem (Zeit-) Punkt, sondern im Pro-zess; ist also kein theoretisches Prinzip, sondern ein praktisches: "Weltgeschichte in prag-matischer Absicht", "pragmatische Geschichte des menschlichen Geistes".

Dass dem so ist bei Marx, erhellt schlagend der Umstand, dass in der Deutschen Ideolo-gie zwei "erste" geschichtliche Taten vorkommen: das erstemal sehr wohl als empirische Behauptung ("Werkzeug"),* erst danach als logische Erklärung ("Bedürfnis"), d. h. be-grifflich verallgemeinert... Sollte mich nicht wundern, wenn die zweite "erste Tat" ein nachträglicher Einschub von Marx wäre - dies nachschauen in der MEGA!!!
aus e. Notizbuch, 14. 2. 87


*) Im vorigen Eintrag hatte ich statt Werkzeug versehentlich 'Lebensmittel' geschrieben. Faktisch wird es wohl so gewesen sein, dass sich 'Werkzeug' und 'Bedürfnis' prozessierend, 'systemisch' gemeinsam und durch einander entwickelt haben. Die Unterscheidung zwi-schen logisch und faktisch wird erst nachträglich durch die Reflexion des Historikers in den lebendigen Verlauf der Geschichte hinein gedacht: weil es nämlich immer um Handlungen geht, die als solche eine Absicht bekunden, die aus den Fakten gar nicht hinaus zudenken ist.
6. 11. 16

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